Am häufigsten verdienen Ärzte rund 160'000 Franken

Eine neue Erhebung legt erstmals wieder umfassende Einkommensdaten aller Fachdisziplinen vor: Sie enthalten Finanzzahlen von Praxis- und Spitalärzten.

, 29. Oktober 2018 um 09:25
image
  • ärzte
  • praxis
  • spital
  • lohn
Die Studie wurde vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bereits vor Monaten angekündigt. Nun wurde diese vom BAG am Montag veröffentlicht und vom Büro Bass vorgestellt. Die Ende August abgeschlossene Erhebung enthält neue Daten zu den Ärzteeinkommen, basierend auf dem Register der Medizinalberufe (MedReg) und einer Verknüpfung mit Daten sämtlicher AHV-Ausgleichskassen aus den Jahren 2009  bis 2014.
Demnach hat eine Fachärztin oder ein Facharzt im Jahr 2014 – selbständig oder angestellt – im Median ein AHV-pflichtiges Einkommen von 190'577 Franken erzielt. Medianeinkommen bedeutet, dass die eine Hälfte der genannten Gruppe ein tieferes und die andere Hälfte ein höheres Einkommen erzielt. Der Wert ist robuster als Durchschnittsangaben und berücksichtigt auch Ausreisser. 
image
Quelle: BAG (Bass)

Keine Aufteilung nach Grund- und Zusatzversicherung

Leider wurden keine Unterscheidungen nach Funktion oder berufliche Stellung wie etwa Chef- oder Belegarzt vorgenommen. Nicht berücksichtigt haben die Studienverfasser zudem die Gruppe der Assistenzärzte. Ungeklärt bleibt darüber hinaus auch die Frage nach der Zusammensetzung der Einkommen aus den verschiedenen Sozial- und Zusatzversicherungen.
Dafür enthält die umfangreiche Datensammlung das sogenannte standardisierte Einkommen: Das auf Vollzeitstellen umgerechnete Medianeinkommen beträgt über die gesamte Ärzteschaft gesehen 15 Prozent mehr – je nach Fachrichtung. Für die um die Teilzeiteffekte korrigierte Standardisierung verwendeten die Autoren aggregierte Daten der FMH-Statistik (Halbtage nach myFMH).

Grosse Einkommensschere nach Disziplin

Bei den Fachgebieten zeigen sich wie bei der letzten Erhebung aus dem Jahr 2013 grosse Unterschiede: Die höchsten Medianeinkommen werden in der Gastroenterologie erzielt, die tiefsten in der Hausarztmedizin. 
  1. Gastroenterologie | 381'466 
  2. Urologie | 336'266
  3. Handchirurgie | 315'069
  4. Radiologie | 305'942
  5. Neurochirurgie | 302'247
  6. Orthopädische Chirurgie / Traumatologie | 301'500
  7. Angiologie | 298'100
  8. Herz- und thorakale Gefässchirurgie | 295'606
  9. Kardiologie | 276'600
  10. Intensivmedizin | 275'087
  11. Chirurgie | 270'000
  12. Pneumologie | 258'641
  13. Ophthalmologie | 256'300
  14. Kinderchirurgie | 253'810
  15. Oto-Rhino-Laryngologie | 251'900
  16. Nuklearmedizin | 239'890
  17. Pharmazeutische Medizin | 239'809
  18. Radio-Onkologie/Strahlentherapie | 239'789
  19. Medizinische Onkologie | 230'299
  20. Nephrologie | 229'857
  21. Infektiologie | 222'082
  22. Physikalische Medizin und Rehabilitation | 216'595
  23. Gynäkologie und Geburtshilfe | 215'808
  24. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie | 215'205
  25. Pathologie | 213'192
  26. Hämatologie | 211'772
  27. Tropen-/Reisemedizin | 210'560
  28. Endokrinologie/Diabetologie | 209'123
  29. Neurologie | 205'286
  30. Anästhesiologie | 204'024
  31. Plastische Chirurgie| 199'407
  32. Dermatologie und Venerologie | 197'472
  33. Allergologie/Immunologie | 194'634
  34. Rheumatologie | 187'100
  35. Rechtsmedizin 183'241
  36. Klinische Pharmakologie und Toxikologie 171'905
  37. Arbeitsmedizin | 169'334
  38. Allgemeine Innere Medizin (AIM) | 168'618
  39. Medizinische Genetik | 163'933
  40. Prävention und Gesundheitswesen | 159'300
  41. Psychiatrie und Psychotherapie | 157'420
  42. Kinder- und Jugendmedizin | 152'319
  43. Kinder- und Jugendpsychiatrie | 140'850
  44. Praktische/r Ärztin/Arzt | 134'238

«Das zurzeit genauest mögliche Resultat» 

Die Einkommensstudie sei ein Pilotprojekt und liefert laut dem BAG «das zurzeit genauest mögliche Resultat». Für eine regelmässige Erhebung fehlten dem Bund die gesetzlichen Grundlagen.
Bis 2013 publizierte die Verbindung der Schweizer Ärzte FMH jeweils jährlich eine Studie, erarbeitet vom Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien Bass. Offenbar untersagte das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) der grössten Ärzteorganisation dann, die Daten weiterhin zu veröffentlichen.  
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Zukunftsvisionen für die Gesundheitsversorgung

Beim Roche Forum 2024 diskutierten Expertinnen und Experten zentrale Herausforderungen der Schweizer Gesundheitsversorgung und setzten wertvolle Impulse für die Zukunft.

image

Swiss Medical Network weiter auf Einkaufstour

Letzte Woche das Spital Zofingen, diese Woche drei neue Hausarztpraxen: Swiss Medical Network wächst weiter.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.