In Dänemark mussten in den letzten 24 Stunden 212 Personen wegen Covid-19 hospitalisiert werden. Gemäss der dänischen Tageszeitung «Berlingske» ist damit der höchste Stand seit Mitte April erreicht.
Die Zeitung bezieht sich auf aktuelle Daten des «Statens Serum Institut» (SSI). Das zentrale Labor und Zentrum des dänischen Gesundheitsdienstes für die Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten, von angeborenen Krankheiten und biologischen Bedrohungen hält im
Bericht zur aktuellen Situation fest, dass die Zahl der neuen Covid-19-Fälle in den vergangenen zwei Wochen um 73 Prozent gestiegen ist. Am Mittwoch (20. Oktober) registrierte das SSI rund 1870 Neuinfektionen – das sei der bisher höchste Stand in diesem Herbst (Dänemark zählt rund 5,8 Millionen Einwohner). Der Anteil positiver Tests ist in Dänemark ebenfalls gestiegen – von lediglich 1,6 auf 2,2 Prozent –, obwohl die Testaktivität abgenommen hat.
Anzahl Impfdurchbrüche bei über 60-Jährigen enorm gestiegen
Auch Durchbruchsinfektionen haben in Dänemark zugenommen. 75 Prozent der Dänen ist zweimal geimpft und 4,7 Prozent hat bereits die dritte Covid-19-Impfung erhalten. Bei den 20- bis 59-Jährigen stieg der Anteil der hospitalisierten Patienten mit Durchbruchsinfektion um 8 Prozent in zwei Wochen (Woche 40: 21 Prozent, Woche 42: 29 Prozent). Bei den über 60-Jährigen lag der entsprechende Anteil sogar bei bis zu 84 Prozent.
In diesem Zusammenhang sei es jedoch wichtig zu beachten, dass die Zahl der Hospitalisationen pro 100’000 Einwohner bei den Ungeimpften «deutlich höher» sei als bei den Geimpften, schreibt das SSI im Bericht. So waren pro 100’000 Einwohner sieben Personen, die hospitalisiert werden mussten, ungeimpft – drei waren geimpft.
Dänische Experten rechnen für Mitte November zwischen 600 und 3200 Infektionen pro Tag. Den Schätzungen zufolge sind die meisten Infizierten in den jüngeren und ungeimpften Altersgruppen zu finden. Allerdings wird auch bei den geimpften 12- bis 59-Jährigen mit einer signifikanten Zahl von Impfdurchbrüchen gerechnet.
Schutzmassnahmen wieder einführen?
Gemäss «Berlingske» hat der Anstieg der Neuinfektionen seit den Herbstferien zu einer Diskussion darüber geführt, ob bestimmte Schutzmassnahmen wieder eingeführt werden müssen. Dänemark hat seit dem 10. September fast alle Corona-Massnahmen aufgehoben. Lediglich an einigen wenigen Orten wie etwa an den Flughäfen muss noch eine Maske getragen werden.
In Belgien hingegen gelten ab heute wieder strengere Corona-Regeln. So wird etwa die Maskenpflicht – bis anhin insbesondere im ÖV – ausgeweitet. An Veranstaltungen in Innenbereichen mit mehr als 200 Personen und an Aussenveranstaltungen mit mehr als 400 Personen wird neu ein Zertifikat verlangt.
Die durchschnittliche Anzahl Neuinfektionen, die das Land mit seinen rund 11,6 Millionen Einwohnern verzeichnet, liegt bei 5300 pro Tag. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als 70 Prozent im Vergleich zur vergangenen Woche.
Intensivstationen: 45 Prozent der Covid-Patienten geimpft
Wie die belgische Tageszeitung «De Standaard» vergangenen Samstag berichtete, sind mehr als die Hälfte der Patienten, bei denen ein Spitalaufenthalt wegen Covid-19 nötig ist, geimpft. Rund 8,6 Millionen Belgier sind vollständig geimpfte, was einer Impfquote von rund 74 Prozent entspricht.
Belgiens Corona-Kommissar Pedro Facon habe vergangenen Freitag erstmals Daten zu den Geimpften veröffentlicht, schreibt die belgische Zeitung. In der Woche vom 12. bis 18. Oktober waren 337 der 614 Covid-Patienten, die hospitalisiert werden mussten, vollständig geimpft – das entspricht 55 Prozent. Auf den Intensivstationen waren 62 der 138 Covid-Patienten geimpft.
«De Standaard» zitierte die Infektiologin Erika Vlieghe von der Antwerpener Uniklinik (UZA). Laut Vlieghe haben viele der geimpften Covid-19-Patienten in der UZA eine zugrunde liegende Immunerkrankung. Sie wies aber auch darauf hin, dass hochbetagte Patienten, die trotz Impfung aufgenommen werden müssen, seltener auf die Intensivstation wechseln.
Impfung sei kein Allheilmittel
Dennoch fand die belgische Infektiologin klare Worte: «Die Vorstellung, dass die vierte Welle eine Welle der Ungeimpften werden würde, muss wirklich angepasst werden.» Dieser Winter sei ein Stresstest für die Impfstoffe: «Jetzt sehen wir, was das Restrisiko nach der Impfung in der Praxis bedeutet.» Die Impfstoffe würden nicht versagen, sie wären aber kein Allheilmittel, sagte Vlieghe und warnte Geimpfte davor, sich in Sicherheit zu wähnen.