Zu den Eckwerten, die das Schweizer Gesundheitswesen der Beratungsfirma PwC verdankt, gehört (neben der 13er-Liste) bekanntlich auch die Zahl 10. 10 Prozent – so gross soll die Ebidta-Marge eines Spitals sein – wenn es sich nachhaltig finanzieren und langfristig überleben will.
Der Zielwert, formuliert in diversen
Spitalstudien von PwC, tauchte auch dieses Jahr regelmässig in den Geschäftsberichten auf, wo die Direktoren oder Verwaltungsräte ihre Ergebnisse zur 10-Prozent-Marge ins Verhältnis setzten.
Die Tabellen finden Sie auch unten direkt eingefügt
10 Prozent Ebidta-Marge, das heisst: Von 100 eingenommenen Franken sollen nach Abzug aller Personal- und Sachaufwendungen 10 Franken übrig blieben; nur so ist es möglich, die notwendigen Anlagen und Anschaffungen eines modernen Spitals langfristig zu finanzieren beziehungsweise refinanzieren. Der Wert ist gewiss ernst zu nehmen, mehr noch: Erfahrene Spitalmanager nennen im privaten Gespräch gern auch höhere Werte, vereinzelt bis 15 oder 16 Prozent.
Wie steht es also derzeit? Nach Abschluss der Jahresbericht-Saison haben wir die Werte von grossen oder regional wichtigen Spitälern und Klinikgruppen der Schweiz verglichen: Insgesamt 51 Häuser wurden von Medinside erfasst.
- Ebitda: Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen — Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization. Zieht man also diese Werte auch noch ab, verbleibt der Reingewinn. | Ebitdar: Wie Ebidta, aber auch noch vor Abzug von Miet- und Restrukturierungskosten.
Und klar wurde rasch: Nur ein gutes Viertel erreicht die erwähnte 10 Prozent-Grenze. Im Schnitt schafften die hier erfassten Spitäler in den letzten beiden Jahren eine Ebitda-Marge von 7,9 Prozent.
Ins Auge fällt erstens, dass Privatkliniken klar an der Spitze des Rentabilitäts-Ranking sind – wobei auch beide Gross-Gruppen weit vorn lagen, Hirslanden wie Swiss Medical Network (hier wird die Ebidta-Marge nicht ausgewiesen, die Ebitdar-Marge lag letztes Jahr bei knapp 21 Prozent). Dies würde die These stützen, dass Privatspitäler besser gemanagt sind – oder umgekehrt formuliert: dass es im öffentlichen Sektor eher an Effizienz fehlt.
Effizienz? So einfach ist es nicht
Aber ist es so einfach? Eher unter Druck sind beispielsweise auch die Universitätsspitäler, wo Ebidta-Margen zwischen 3,3 Prozent (HUG) und 7,5 Prozent (CHUV) erreicht werden. Hier erscheint aber eine andere Erklärung angebracht: Dass das SwissDRG-System die aufwändigen Leistungen der Unikliniken nicht genügend abbildet – und dass spezielle Zusatzkosten, beispielsweise in der Ausbildung, eine Rolle spielen.
Ins Auge fällt weiter, dass sich die rentableren Spitäler dieses Jahr tendenziell eher verbessern konnten, während die weniger rentablen Häuser eher noch etwas verloren. Aber als Trend lässt sich das noch nicht deuten. Insgesamt lag die Zahl derer, die sich etwas verbessern konnten, fast genau gleich hoch wie die Zahl der Verlierer.
Gesucht: Mehr Geld – aber es gibt nicht mehr
Dennoch, das Grundproblem lässt sich aber nicht übersehen: Viele öffentliche Spitäler kommen nicht voran auf dem Weg zur nachhaltigen Selbst-Finanzierung. Dies bedeutet letztlich, dass Kantone oder Trägergemeinden irgendeinmal mehr Steuergelder einschiessen müssen – oder aber es kommt zu weiteren Bereinigungen, sei dies durch Zusammenlegungen oder durch Schliessungen.
Wer will, kann aus diesen Listen auch ganz grundsätzlich eine Bestätigung dafür herauslesen, dass der Investitionszuschlag bei den Fallpauschalen schlicht und einfach zu tief ist.
Nur: Eine Änderung wird hier kaum durchzusetzen sein. Und allgemein sind höhere Preise – wie die aktuellen Tarifkämpfe zeigen – nicht zu erwarten. Wer den Umsatz steigern will, muss bei den Mengen zulegen (und bei den Zusatzversicherten). Was bekanntlich eine Strategie ist, die viele Spitäler derzeit versuchen.
Rentabilität 2016 und 2015: Ebidta-Marge von 52 ausgewählten Spitälern, Kliniken und Klinikgruppen