Herr Hostettler, Datenaustausch und koordinierte Versorgung wird im Gesundheitswesen immer wichtiger. Das führt dazu, dass verschiedene Akteure entlang der Behandlungskette immer enger zusammenarbeiten müssen. Welche Folgen hat das einerseits für Gesundheitsfachpersonen, andererseits für Softwareanbieter?
Gesundheitsfachpersonen, insbesondere Ärzte, erhalten durch die fortschreitende Verzahnung von IT-Systemen eine Art Drehscheibenrolle. Das bedeutet, dass jeder Arzt zu einem Gatekeeper wird – und das meine ich nicht im Sinne von Managed Care: Jeder Arzt muss die Unmengen von Informationen angemessen selektieren, damit er seine Patienten am besten behandeln kann. Dafür braucht es neue Fähigkeiten und andere Instrumente. Genau hier kommen die Softwareanbieter ins Spiel.
Peer Hostettler
Peer Hostettler ist Mitglied der Geschäftsleitung von HIN und für den Vertrieb zuständig. Nebst einem Executive Master in Business Process und Logistic Management verfügt er über langjährige Erfahrung in diesen Bereichen, davon knapp 10 Jahre im Gesundheitswesen.
Softwareanbieter bieten mit ihren Primärsystemen ein Instrument, das jeder Arzt und jede Institution benutzt. Zurzeit findet eine Art Evolution in der Nutzung dieser Systeme statt. Die Systeme sind heute noch in sich geschlossen, müssen sich aber zukünftig – im Rahmen der integrierten Versorgung – öffnen und zu integrierten Systemen wandeln.
Somit ist E-Health wahrscheinlich auch eine Chance für etablierte Softwareanbieter?
Genau. Die
E-Health Schweiz Strategie schafft unter anderem die Grundlagen, damit die Kommunikationswege beziehungsweise der Transport von medizinischen Daten standardisierter ablaufen. Durch die Strategie und die Rahmenbedingungen zeichnet sich ein Momentum ab, das ermöglicht, dass sich die siloartigen Systeme einfacher austauschen und vernetzen können. Das bietet die Chance, dass sich das Gesamtsystem optimieren kann. Die bestehenden Primärsysteme wandeln, öffnen und entwickeln sich weiter; sie beginnen, medizinische Prozesse integrierter zu unterstützen – wie beispielsweise unser
eZuweisungsangebot im Kanton St.Gallen.
Dadurch entstehen auch neue Angebote.
Wir glauben an sogenannte vollintegrierte Service-Modelle, wie beispielsweise den
eMediplan. Dadurch sind Medikationsinformationen von einem Patienten auf einfache Art für alle zuständigen Gesundheitsfachpersonen zugänglich und nutzbar. Das neue Service-Modell wird meiner Meinung nach fachlich einfacher, es spart viel Aufwand und Mühe – und steigert zugleich die Patientensicherheit.
«Es braucht eine Verzahnung der Systeme; denn integrierte Versorgung verlangt nicht nur eine einfache Zusammenarbeit, sondern auch eine technische Kooperation»
Diesen ganzen Prozess können die Primärsysteme-Hersteller natürlich nicht alleine gehen, dafür braucht es eine Plattform wie beispielsweise die
AD Swiss. Diese setzt im Hintergrund an, um die verschiedenen Informationen ausserhalb der jeweiligen Silos abzulegen, so dass alle berechtigten Personen darauf zugreifen können. Es braucht also eine Verzahnung der Systeme; denn integrierte Versorgung verlangt nicht nur eine einfache Zusammenarbeit, sondern auch eine technische Kooperation.
Das Beispiel von AD Swiss verdeutlicht, wie E-Health die IT-Systemlandschaft und das Gesundheitswesen verändern kann. Es gibt wahrscheinlich einige, die diesen Veränderungen skeptisch entgegenschauen...
Nichts ist so sicher wie die Unsicherheit. Klar, Wandel macht Angst – vor allem technische Erneuerungen. Aber mit AD Swiss, dem EPDG und der E-Health Schweiz Strategie werden neue Grundlagen geschaffen, bei denen es darum geht, dass Gesundheitsfachpersonen wieder mehr Zeit für ihre ursprüngliche Tätigkeit aufwenden können – der bestmöglichen Betreuung und Begleitung von Patienten. Und dies möglichst ohne administrative Hürden und Zeitverschwendung.