GZO: Pflegepersonal arbeitet weniger für gleich viel Lohn

Am GZO Spital Wetzikon gilt ab Juni ein neues Arbeitszeitmodell: Pflegefachpersonen, die regelmässig im Drei-Schicht-System tätig sind, erhalten denselben Lohn für zehn Prozent weniger Arbeit.

, 24. Januar 2022 um 07:45
image
«Die Abstimmung über die Pflegeinitiative hat ein grosses Problem innerhalb des Gesundheitswesens deutlich gemacht: die Belastung durch die Arbeit im Schichtbetrieb», schreibt das GZO Spital Wetzikon.  Das sei nicht erst seit der Covid-Krise der Fall.
«Viele Pflegefachleute wollen nur noch im Teilzeiteinsatz arbeiten und nicht mehr im Schichtbetrieb», heisst es weiter. Entweder wegen der zu grossen Belastung durch die wechselnden Einsatzzeiten oder weil die Vereinbarkeit mit den privaten Verpflichtungen erschwert sei – vor allem nach Gründung einer Familie.

37.8 Stunden bei 100%-Pensum

«Mit einem neuen Arbeitszeitmodell erkennen wir die anspruchsvolle Tätigkeit des Pflegepersonals im Schichtdienst an», wird Matthias P. Spielmann, CEO GZO Spital Wetzikon, zitiert. Die wöchentliche Arbeitszeit werde ab Juni 2022 bei gleichbleibendem Grundlohn um zehn Prozent auf neu 37.8 Stunden (100 Prozent-Pensum) verkürzt. 
Dies gelte für alle Pflegefachpersonen, die regelmässig im Drei-Schicht-System arbeiten. Für Personen, die regulär 100 Prozent tätig sind, heisst das konkret: Für den gleichen Lohn müssen sie 24 Arbeitstage pro Jahr (rund 17 Stunden pro Monat) weniger arbeiten. 

 «Temporäre Arbeitskräfte sind teurer»

Wie Medinside mehrfach berichtet hat, herrscht im Gesundheitswesen ein enormer Fachkräftemangel: Über 10'000 Stellen sind offen - Tendenz steigend. Einer der Gründe dafür: Vier von zehn Pflegenden geben ihren Beruf bereits nach wenigen Jahren auf – oft aus Erschöpfung. Einige der offenen Stellen können vorübergehend durch Temporär-Mitarbeitende besetzt werden.
«Dies ist jedoch teurer, äusserst zeitaufwändig und wirkt sich aufgrund der fehlenden Kontinuität negativ auf die Qualität aus», gibt das GZO Spital Wetzikon zu denken. «Wir möchten den Pflegeberuf attraktiver machen und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass mehr Pflegefachpersonen dem Beruf treu bleiben», betont CEO Matthias P. Spielmann.
Neue Arbeitszeitmodelle seien hier eine Möglichkeit. Da der Bundesrat am 12. Januar 2022 den Entscheid gefällt habe, die am 28. November 2021 angenommene Pflegeinitiative in zwei Etappen rasch umzusetzen, sei das neue Arbeitszeitmodell zunächst bis Ende 2023 befristet, so Spielmann weiter. Das GZO wolle flexibel auf die Umsetzung der Initiative reagieren können.

Lesen Sie weiter zum Thema:

Ein brisanter Vorschlag: Drei-Tage-Woche bei vollem LohnPflege: Mehr Lohn hatte keinen Einfluss auf JobzufriedenheitAlarmierend: Bis zu 15 Prozent weniger IPS-PersonalPflegepersonal: 19 Prozent mehr Nachwuchs - aber ...
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden-Klinik St. Anna sucht neue Chefärztin für Innere Medizin

Esther Bächli verlässt ihre Chefarzt-Position in Luzern. Die Rede ist von «unüberbrückbaren Differenzen».

image

Pflege: KSBL und Uni Basel planen Kooperation

Die Partnerschaft des Institute of Nursing Science mit dem Kantonsspital Baselland soll das akademische Umfeld mit der klinischen Arbeit vernetzen und den Transfer der Theorie in die Praxis fördern.

image

GZO Spital Wetzikon: Der 38-Stunden-Test geht weiter

Das neue Arbeitszeitmodell half, in der kritischen Phase des Spitals die Fluktuation zu stabilisieren.

image

Lohnerhöhungen? Die Luft ist dünn im Gesundheitswesen

Die Gehälter in der Branche dürften in den nächsten Monaten stagnieren – und sich damit unterduchschnittlich entwickeln. Dies besagt die neue Lohnerhebung der ETH.

image

Kritik an Teilzeitärztinnen – zu Recht?

«Wenn Teilzeit nervt», titelte eine Zeitung. Damit nervte sie ihrerseits viele Ärztinnen – und auch viele Ärzte.

image

Spital Uster kürzt Arbeitszeiten

Als erstes Spital in der Schweiz führt Uster auch für chirurgische Assistenzärztinnen das Modell 42+4h ein.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.