Dass die heutige Tarifstruktur Tarmed veraltet ist, ist eigentlich kaum umstritten: Es ist an der Zeit, dass die ambulanten Leistungen in den Arztpraxen sowie in Spitälern und Kliniken den reellen Kosten angepasst werden. Die Frage ist nur: Kann man sich auf den jetzt vorliegenden Entwurf einigen?
Die H+Spitäler sagen Ja. In der Mitgliederabstimmung befürworteten über 80 Prozent der Mitglieder des Spital- und Klinikverbands die neue Tarifstruktur sowie die Normierung zwischen der alten und der neuen Struktur.
Kostensteigerungen: Ja oder Nein?
Die neue Tarifstruktur wurde gemeinsam mit der Ärztevereinigung FMH und der Medizinaltarif-Kommission UVG (MTK) sowie mit Unterstützung des Versicherer-Verbands Curafutura erarbeitet.
Auf der anderen Seite meldeten inzwischen der Kassenverband Santésuisse, die Spezialärzte und auch die Haus- und Kinderärzte Widerstand an – oder forderten zumindest Nachbesserungen; der definitive Entscheid der FMH-Ärztebasis steht noch aus.
Die Skeptiker befürchten einerseits Kostensteigerungen – oder aber sie erachten den neuen Tarif als unausgewogen oder aus ihrer Sicht unfair.
Anteil ambulanter Leistungen in den Schweizer Spitälern (Quelle & Grafik: H+)
H+ widerspricht den Kostenbefürchtungen: Die neue Struktur stelle sicher, dass auf nationaler Ebene die Taxpunktvolumen vor und nach dem Modellwechsel gleich bleiben, womit Mehrkosten vermieden würden.
Unumgänglich für Gerechtigkeit
«Eine neue Tarifstruktur ist unumgänglich, um eine gerechte Abgeltung im ambulanten Bereich zu erreichen», argumentiert nun H+Präsident Charles Favre. Und mit dem Einreichen der neuen ambulanten Tarifstruktur könne ein erneuter Eingriff des Bundesrates in den ambulanten Tarif verhindert werden.
«Für H+ ist die Tarifautonomie ein hohes Gut», so Favre. «Wir setzen deshalb zusammen mit unseren Partnern alles daran, dem Bundesrat Ende Juni einen neuen, aktuellen und wirtschaftlichen ambulanten Tarif einzureichen».
Einfach, klar, real
Die neue Struktur sei einfach, klar und gründe auf den reellen Kosten, so das Argument von H+-Direktor Bernhard Wegmüller. «Die Tarifstruktur konnte gestrafft werden und bildet neu die effektiven Aufwände ab. Somit sind die Leistungen beziehungsweise die Tarifpositionen korrekt bewertet.»
Weiter betont Wegmüller, dass die neue Tarifstruktur den gesetzlichen Vorgaben entspreche – insbesondere der Forderung, dass ein Wechsel des Tarifmodells keine Mehrkosten verursachen darf.
Als weitere Argumente für das neue Modell nennt H+, dass die ambulanten Leistungen damit eher betriebswirtschaftliche korrekt abgegolten werden können – und dass zugleich auch eine professionelle Tariforganisation entstehe, welche die Sätze auch in Zukunft pflegt – basierend auf Leistungs- und Kostendaten aus den Spitälern, Kliniken und Arztpraxen. So sei sichergestellt, dass die Tarife immer den aktuellen Gegebenheiten und tatsächlichen Kosten angepasst sind.