Was erwarten die CEOs der Schweizer Spitäler und Kliniken von der Zukunft? Welche Trends und Herausforderungen beschäftigen sie, und welches sind die Konsequenzen für den Spitalbetrieb und den Spitalbau? Das
Beratungsunternehmen PwC Schweiz befragte dazu von April bis Mitte Mai 2015 die Direktoren von rund 300 Schweizer Spitälern und Kliniken.
Die Erhebung zeigt, dass die Spitaldirektoren eine starke Veränderung im Spitalmarkt erwarten, bei welcher der Patient und die Effizienz im Vordergrund stehen. Das Motto für die Zukunft lautet daher «Patient First».
Patienten wollen kürzere Wartezeiten
Im Mittelpunkt der Antworten stehen vor allem der stärkere Fokus auf den Patienten und der signifikante Einfluss von digitalen Technologien. 71 Prozent der befragten CEOs nehmen an, dass die Patienten in Zukunft einen höheren Komfort erwarten. Der Patient wird anspruchsvoller, verlangt höhere Transparenz, kürzere Wartezeiten, Datenverfügbarkeit für sich selbst und das Personal sowie mehr Mitbestimmung. «Diese Komfortansprüche der Patienten müssen die Kliniken berücksichtigen», empfehlen die Berater.
Digitalisierung erzwingt neue Geschäftsmodelle
Den Entwicklungen im E-Health-Bereich messen die Schweizer Spitaldirektoren grosse Bedeutung zu. 95 Prozent der befragten CEOs erwarten, dass etwa die digitale Patientenakte und die digitale Patientenüberwachung aus strategischer Sicht in Zukunft wichtig bis sehr wichtig sein werden. Auch Trends wie Big Data, Datenanalyse, Simulation und Social Media sehen 76 Prozent der Umfrageteilnehmer als wichtig bis sehr wichtig an. Christian Elsener, Leiter Deals Health Services von PwC, sagt dazu: «Die Wirkung der digitalen Technologien sollte nicht unterschätzt werden. Sie können neue Geschäftsmodelle erzwingen. Vor einer Investition ist das künftige Geschäftsmodell auf Herz und Nieren zu prüfen.»
Die einzelnen Ergebnisse im Überblick:
- Individualisierung und «Patient First»: Die für die Zukunft erwarteten Einflussfaktoren sind patientengetrieben. Die Erwartungen der Patienten an das Spital nehmen zu.
- Sinkende Fallpreise zwingen zu höheren Fallzahlen: Die Mehrzahl der befragten CEOs rechnet damit, dass die Fallpreise sinken werden. Sie gehen von weiterhin steigenden Fallzahlen aus.
- Investitionsbedarf beschäftigt Spitäler weiterhin stark: Der kumulierte Investitionsbedarf pro Spital beträgt 158 Millionen Franken über die nächsten zehn Jahre. 75 Prozent der geplanten Investitionen sind für die stationäre Leistungserbringung vorgesehen, nur 25 Prozent für die amublante.
- Diagnose Fachkräftemangel: Der Fachkräftemangel bleibt ein erhebliches Problem für die Spitäler.
- Auf dem Weg zum digitalen Spital: Digitale Technologien, besonders E-Health und M-Health, werden wichtiger. Neue Angebotewerden vor allem von der Informationstechnologie erwartet, von der Telekommunikation und von Social Media. Der Robotertechnik und dem 3D-Druck wird dagegen nur geringe Bedeutung zugeschrieben.
- Neue Spitalbetreiber und neue Angebote: Es wird erwartet, dass ausländische Spitalbetreiber und Finanzinvestoren in den Schweizer Markt eintreten und diesen auch verändern werden. Falls Finanzinvestoren als Eigentümer von Immobiliengesellschaften auftreten, müsste vermehrt das das Immobilieneigentum vom Betrieb abgetrennt werden.
- Kooperation statt Alleingang: Die im Alleingang arbeitende Klinik wird zum Auslaufmodell. Kooperationen und Partnerschaften sind heute schon gang und gäbe. Für die Zukunft erwarten die Spitaldirektoren, dass die Zusammenarbeit weiter fortschreitet. 71 Prozent gaben an, dass sie bereits Allianzen gebildet haben oder planen, dies zu tun.
Empfehlungen der Berater
Welche Schlüsse sind aus der Umfrage zu ziehen? PwC gibt diese Empfehlungen ab:
- Der Patient soll als Kunde im Fokus des Spitalbetriebs stehen.
- An der Standardisierung von Prozessen und der Erhöhung der Auslastung führt kein Weg vorbei.
- Die Wirkung der digitalen Technologien sollte nicht unterschätzt werden.
- Spitäler sollten vermehrt auf Kooperationen und Partnerschaften setzen, auch mit Wettbewerbern und Unternehmen aus anderen Branchen.
- Das Angebot von Dienstleistungen ausserhalb des Areals sollte forciert werden.