2021 konnten
Swissmedic und das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) 9'421 illegale Arzneimittelimporte sicherstellen. Zum Vergleich: 2020 waren es 6'733 Sendungen, oder 2'688 weniger. Bei 77 Prozent der Sendungen handelte es sich laut Swissmedic um Potenzmittel. Weitere sichergestellte Präparate waren rezeptpflichtige Arzneimittel, zum Beispiel Hormone oder Entzündungshemmer (17%) sowie Sendungen, die Schlaf- und Beruhigungsmittel enthielten (5%).
393 Mal wurden Sendungen mit rein betäubungsmittelhaltigen Arzneimitteln von den Mitarbeitenden des BAZG direkt für die Strafverfolgung den zuständigen kantonalen Behörden angezeigt.
In Zusammenhang mit der Covidkrise wurden rund 150 Sendungen beschlagnahmt, die unerlaubte Mengen rezeptpflichtiger Arzneimittel enthielten, darunter Antiparasitika mit dem Wirkstoff Ivermectin, Arzneimittel mit Hydroxychloroquin oder Antibiotika aus Indien.
Neu ist, dass vor allem kriminelle polnische Zwischenhändler Waren aus Asien anbieten. Und: Jedes zweite Präparat enthält gemäss Swissmedic nicht das, was es verspricht.
Illegale Medikamente werden vernichtet
8'607 der Importe konnten in einem vereinfachten Verfahren abgewickelt werden, wobei die Ware danach vernichtet wurde. Daneben führte Swissmedic 183 ordentliche kostenpflichtige Verwaltungsmassnahme-Verfahren und 122 Strafverfahren (davon 113 durch Swissmedic und 9 vom BAZG geführt). In 166 Fällen mit «Mischsendungen» betäubungsmittelhaltiger und anderer Arzneimittel verfasste Swissmedic zuständigkeitshalber die Anzeigen an die Kantone.
Herkunftsländer: Polen neu vor asiatischen Ländern
Mit Polen führt zum ersten Mal ein europäischer Staat die Rangliste der Herkunftsländer an, noch vor asiatischen Ländern. In den beschlagnahmten Sendungen mit Potenzmitteln aus Polen befanden sich jedoch ausschliesslich in Indien hergestellte Erektionsförderer.
Swissmedic vermutet, dass neue illegale Vertriebskanäle aufgebaut wurden, nachdem die Behörden im Oktober 2020 in der international koordinierten Aktion «Hydra» den Transitweg via Singapur erfolgreich unterbunden hatten.
Online-Apotheken mit kriminellem Hintergrund
Immer wieder erwecken Online-Shops für Heilmittel bewusst den Eindruck, es handle sich um Angebote aus der Schweiz. Im Rahmen ihrer Verfahren stelle man häufig fest, dass die Betroffenen der Meinung gewesen seien, ihre Bestellung bei der Webseite einer Schweizer Apotheke getätigt zu haben, schreibt Swissmedic.
In Wirklichkeit werden die Schweizer Kunden jedoch gezielt getäuscht: Diese Webshops gaukeln mit Schweizer Flaggen sowie der Anzeige bekannter Schweizer Firmenlogos (zum Beispiel der Schweizerischen Post), durch Preisangaben in Schweizer Franken (CHF) und automatisch generierten und erfundenen Kundenfeedbacks aus der Schweiz vor, es handle sich um eine bewilligte Schweizer Versandapotheke.
Hände weg von Arzneimitteln aus dubiosen Quellen
Wer Arzneimittel über unkontrollierte Onlineangebote bestellt und einnimmt, gehe ein grosses Gesundheitsrisiko ein, so Swissmedic. «Medikamente aus dubiosen Quellen, hinter denen kriminelle Netzwerke stecken, werden oft ohne Schachtel und Packungsbeilage geliefert und sind die vermeintliche Kostenersparnis nicht wert», warnt die Behörde. Medikamente mit falschem Wirkstoffgehalt oder mit gesundheitsgefährdenden Bestandteilen seien schädlich. «Gehen Sie kein Risiko ein: Nur Präparate aus kontrollierten Vertriebskanälen sind sicher, wirksam und von guter Qualität», warnt Swissmedic zum Schluss.
Internationale Zusammenarbeit
Bei der Verfolgung von Verstössen im Heilmittelbereich sind der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene entscheidend. So ist Swissmedic in ein weltweites Netzwerk von Arzneimittel-Kontrollbehörden eingebunden. Nebst den Europol-Aktionen «Shield II» und «Stop II» gegen den illegalen Onlinehandel mit Heilmitteln beteiligte sich Swissmedic auch 2021 zusammen mit dem BAZG und der Stiftung Swiss Sport Integrity (früher Antidoping Schweiz) an der von Interpol koordinierten Operation «Pangea».