Stirbt der Patient, gibt es Geld zurück

Neues Erstattungsmodell für ein 370'000 Franken teures Krebsmittel: Der Pharmakonzern Novartis bietet den Krankenversicherern neu eine Geld-zurück-Garantie, wenn die Therapie nicht anschlägt.

, 19. März 2019 um 06:47
image
Novartis und die Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen (GWQ) beschreiten bei der Vergütung von teuren Medikamenten in Deutschland neue Wege. Und zwar wird beim Krebsmittel Kymriah künftig die Kostenerstattung vom Erfolg der Therapie abhängig gemacht, wie die Unternehmen in einer gemeinsamen Mitteilung erklären.
Stirbt ein Patient innerhalb eines definierten Zeitraums nach der Behandlung an der Krebserkrankung, zahlt der Pharmariese einen Teil der Medikamentenkosten an die Krankenkasse zurück. Die Therapie mit Kymriah ist extrem teuer – und kostet rund 370'000 Franken.

«Pay for Outcome» bei Leukämie-Mittel

Wie das Überleben genau definiert ist und wie hoch im Falle eines Therapieversagens die Rückerstattung ist, darüber will das Pharmaunternehmen keine Details liefern – man halte sich an die vereinbarte Stillschweigeklausel. 
Die Therapie mit Kymriah wird eingesetzt zur Behandlung von gewissen Patienten mit einem bestimmten Leukämie-Subtyp sowie bei Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom. Patienten hätten mit der Therapie eine reelle Chance auf längerfristiges Überleben, heisst es. 

«Innovative Erstattungsmodelle zukunftsweisend»

Die Therapie wird in einem aufwändigen, individualisierten Herstellungsprozess für jeden einzelnen Patienten aus körpereigenen Immunzellen hergestellt. Die Einmaltherapie kommt in Deutschland für nur eine sehr kleine Patientenpopulation von wenigen hundert Patienten in Frage.
Das Vergütungsmodell sei ein Pilotprojekt. Novartis und GWQ wollen mit diesen Pay-for-Outcome-Modell gemeinsam Verantwortung für eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems tragen. Bei Novartis Deutschland zeigt man sich überzeugt, dass innovative Erstattungsmodelle zukunftsweisend seien. 

Noch kein Entscheid in der Schweiz 

In der Schweiz arbeitet Novartis mit den wichtigsten Akteuren an einem Erstattungsmodell, bei dem das Risiko auf die verschiedenen Akteure verteilt werde. Dieser Prozess ist noch nicht gänzlich abgeschlossen, wie es auf Anfrage heisst. «Details des Modells sind vertraulich.»
Der Krankenkassenverband Santésuisse empfiehlt seinen Versicherern bei neuartigen Gentherapien wie Kymriah neuerdings 200'000 Franken pro Patient zu bezahlen – und zwar über die ordentlichen Fallpauschalen hinaus.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Medikamente erstmals grösster Kostenblock in der Grundversicherung

Erstmals liegen die Ausgaben über 9 Milliarden Franken. Mehrere Faktoren spielen hinein: teure Neueinführungen, Mengenausweitung, zusätzliche Indikationen, höherer Pro-Kopf-Verbrauch.

image

Antibiotika in der Schweiz: Rückgang mit Ausnahmen

Von 2015 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Versorgung deutlich. Doch nicht alle Fachrichtungen zeigen den gleichen Trend.

image

Bürokratie-Fiasko beim Zugang zu Medikamenten

Eine internationale Studie zeigt: Bürokratie ist in der Schweizer Gesundheitsversorgung ein grosses Problem. Gleichzeitig erschweren veraltete Prozesse den Zugang zu innovativen Medikamenten. Lösungen lägen auf dem Tisch – doch die Politik droht, die Situation noch zu verschlimmern.

image

EU gibt Novartis grünes Licht für Kisquali gegen Brustkrebs im Frühstadium

Der Wirkstoff Ribociclib soll insbesondere Patientinnen helfen, bei denen das Risiko besteht, dass sie einen Rückfall erleiden.

image

Antibiotika-Therapie: In Praxen und Kliniken immer noch suboptimal

In Baden-Württemberg erforschte man den Antibiotika-Einsatz in zehn Spitälern. Heraus kam ein halbes Dutzend heikler Punkte.

image

J&J im Zeichen der Männergesundheit

Inselspital, USZ, CHUV, LUKS, Hirslanden, KSGR: Johnson & Johnson startet die «Prostate Tour de Suisse» in sieben Schweizer Spitälern.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.