Online-Handel für Medikamente soll sich bald öffnen

Der Versandhandel mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln steht vor einer Liberalisierung. Für den Bundesrat muss die Pflicht, für jede Bestellung ein Rezept vorzulegen, fallen.

, 25. November 2021 um 09:00
image
  • versandhandel
  • medikamente
  • arzneimittel
In der Schweiz ist der Versandhandel mit Arzneimitteln grundsätzlich untersagt. Für sämtliche Bestellungen gilt, dass Apotheken Arzneimittel nur mit ärztlicher Verschreibung verschicken dürfen, auch für nicht verschreibungspflichtige Mittel wie Aspirin oder Neocitran. Dieses Verbot könnte nun aufgehoben werden, wie dies in mehreren Nachbarländern bereits seit Jahren der Fall ist. 
Es laufen Bestrebungen, dass die Regeln zum Online-Einkauf mit nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln vereinfacht werden sollen. Denn dies will auch der Bundesrat so, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Eine Vernehmlassung zur Änderung des Heilmittelgesetztes (HMG) ist bis Anfang 2023 geplant.

Auf Drogerien ausweiten

Die Landesregierung anerkennt, dass die derzeitigen Bestimmungen vor dem Hintergrund des wachsenden Online-Handels, der Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Covid-19-Krise revidiert werden müssten. Er vertritt aber gleichzeitig den Standpunkt, dass bei der Abgabe von Arzneimitteln die Patientensicherheit und die Qualität der Arzneimittel jederzeit gewährleistet sein müssten.
Der Bundesrat will die Zulassung des Versandhandels zudem auch auf Drogerien ausweiten. Denn die Abgabe von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wurde seit 2019 auch in anderen Verkaufsstellen erleichtert, so das Argument. 

In das das EPD-Projekt integrieren

Die geltenden Bestimmungen sollen der Landesregierung zufolge aber nicht «isoliert» geändert werden, sondern im Rahmen einer Revision der allgemeinen Bestimmungen zum Arzneimittelversandhandel aller Abgabekategorien. 
Die Revision soll zudem in andere Gesetzesvorhaben integriert werden, etwa zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung, in Projekte zur digitalen Transformation oder im EPD-Projekt.

Verbände stellen Bedingung

Apotheken und Drogerien begrüssen die angekündigte Vereinfachung. Pharmasuisse, der Drogistenverband, der Verband für Selbstmedikation und der Verband für komplementärmedizinische Heilmittel betonen gleichzeitig, dass die derzeit geltenden Bestimmungen nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Gesundheitssystem entsprechen.Oberstes Gebot bei der Arzneimittelabgabe sei aber Fachberatung und Behandlungssicherheit, schreiben die vier Verbände (IG OTX) in einer Mitteilung. Denn rezeptfreie Arzneimittel könnten für eine falsche Indikation eingesetzt werden oder Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Arzneimitteln haben.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Medikamente erstmals grösster Kostenblock in der Grundversicherung

Erstmals liegen die Ausgaben über 9 Milliarden Franken. Mehrere Faktoren spielen hinein: teure Neueinführungen, Mengenausweitung, zusätzliche Indikationen, höherer Pro-Kopf-Verbrauch.

image

Antibiotika in der Schweiz: Rückgang mit Ausnahmen

Von 2015 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Versorgung deutlich. Doch nicht alle Fachrichtungen zeigen den gleichen Trend.

image

Bürokratie-Fiasko beim Zugang zu Medikamenten

Eine internationale Studie zeigt: Bürokratie ist in der Schweizer Gesundheitsversorgung ein grosses Problem. Gleichzeitig erschweren veraltete Prozesse den Zugang zu innovativen Medikamenten. Lösungen lägen auf dem Tisch – doch die Politik droht, die Situation noch zu verschlimmern.

image

EU gibt Novartis grünes Licht für Kisquali gegen Brustkrebs im Frühstadium

Der Wirkstoff Ribociclib soll insbesondere Patientinnen helfen, bei denen das Risiko besteht, dass sie einen Rückfall erleiden.

image

Antibiotika-Therapie: In Praxen und Kliniken immer noch suboptimal

In Baden-Württemberg erforschte man den Antibiotika-Einsatz in zehn Spitälern. Heraus kam ein halbes Dutzend heikler Punkte.

image

Mehr als die Hälfte der Medikamente war zu teuer

Nach der diesjährigen Arzneimittelüberprüfung des BAG sinken die Listenpreise von 300 Produkten.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.