Für die einen ist es vielleicht nur eine Art Globuli-Effekt; die anderen mögen verblüfft sein über die Erkenntnisse, die jetzt auf dem «Health Blog» der Harvard University veröffentlicht wurden: Das Thema dort sind neue Daten von
Ted J. Kaptchuk, dem Leiter des Placebo-Studienprogramms von Harvard. In einem neuen Versuch fand das Team um Kaptchuk heraus, dass der berühmte Placebo-Effekt noch tieferliegende Ursachen haben könnte als bislang gemeint.
In den erwähnten Versuchen ging es um Patienten mit Reizdarmsyndrom. Die Harvard-Forscher testeten sie bilderbuchmässig nach der Doppelblind-Methode, das heisst in diesem Fall: Die eine Gruppe erhielt ein Placebo – und sie wurde auch darüber informiert, dass es eine «Zuckerpille» sei. Die andere Gruppe erhielt: gar nichts.
Und siehe da: Die Placebo-Gruppe (die in diesem Fall die eigentliche Test-Gruppe war) verzeichnete eine klare und signifikante Verbesserung der Symptome.
Wirkt nur bei bestimmten Krankheiten
Kaptchuk schränkt gleich selber ein, dass dieser Effekt nur bei bestimmten Krankheiten funktionieren kann: Mit unverhohlenen Fälschungen lässt sich weder Krebs bekämpfen noch der Cholesterinspiegel senken.
Doch vermutlich entstehen Placebo-Effekte bei Befunden, wo Selbstbeobachtungs-Symptome eine wichtige Rolle spielen – mit Übelkeit, Schmerzen, Müdigkeit oder eben auch bei der Verdauung.
«Man kann eine Placebo-Reaktion auslösen, auch wenn man weiss, dass man ein Placebo bekommen hat», so Kaptchuk im Harvard-Health-Blog: «Es braucht bei vielen Krankheiten keine Täuschung oder Verschleierung, um einen signifikanten und bedeutsamen Placebo-Effekt zu erhalten.»
Die Hoffnung: Bei all den Befunden, wo «open-label placebo» wirksam sein können, liessen sich damit womöglich Verbesserungen erzielen. Konkret: Man verabreicht die erwähnte Zuckerpille, so Kaptchuk: «Falls die funktioniert, dann ist es grossartig. Falls nicht, dann kann man mit den Medikamenten fortfahren.»
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