Bei Verdacht auf Schilddrüsen-Krebs müssen Patientinnen und Patienten eine Feinnadel-Punktion über sich ergehen lassen. Die Gewebeproben werden dann für die Diagnose-Stellung ins pathologische Labor geschickt. Doch nicht immer führt die konventionelle Methode zu einem interpretierbaren Resultat: Viele Proben weisen nicht genügend intakte Zellen auf, andere sind durch Artefakte verunreinigt oder aus anderen Gründen nicht interpretierbar.
Ein Forschungsteam um Roman Trepp und Raphaela Muri vom Berner Inselspital und der Universität Bern empfehlen bei Feinnadel-Punktionen der Schilddrüse nun routinemässig eine neue Methode: die Rapid On-site Evaluation (Rose), eine zytologische Schnellbeurteilung. Damit konnte die Anzahl der nicht brauchbaren Resultate um das Zehnfache reduziert werden, wie die Forscher in einer Studie nun zeigen. Patientinnen und Patienten müssen somit kaum noch mehrfach aufgeboten werden.
Lerneffekt für den ärztlichen Nachwuchs
Konkret ergaben in der Analyse ohne Rose-Verfahren nur etwa 60 Prozent der Punktionen auswertbare Resultate, mit Rose waren es dagegen rund 96 Prozent. Die Analyse umfasst über 5 000 Punktionen, davon etwa 1 300 mit dem neuen Verfahren. In der Schweiz erkranken pro Jahr knapp 800 Personen an Schilddrüsen-Krebs, wobei Frauen in drei von vier Fällen betroffen sind.
Die neue Methode bringt zudem auch Vorteile in der Ausbildung der Assistenzärzte mit sich. Die Technik einer Punktion der Schilddrüse ist schwierig zu erlernen. Weil die Qualität der Probeentnahme nun sofort ersichtlich ist, können Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten direkt vor Ort besprochen und umgesetzt werden.
- Muri R, Trippel M, Borner U, Weidner SE, Trepp R. «The impact of rapid on-site evaluation (ROSE) on the quality and diagnostic value of thyroid nodule fine-needle aspirations. Thyroid.» 2022 Mar 2. Epub ahead of print.