Schweizer Medikamente wurden im Vergleich noch teurer

Die Generika sind mittlerweile doppelt so teuer wie in europäischen Vergleichsländern. Aber das liegt auch an der Währung.

, 6. April 2017 um 08:50
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Das Preisniveau der patentgeschützten Medikamente lag im September 2016 in der Schweiz um 14 Prozent höher als das Niveau in neun Vergleichsländern.
Patentabgelaufene Originalmedikamente kosteten hierzulande 20 Prozent mehr als im Durchschnitt der Vergleichsländer. Und bei den Generika lag der Unterschied bei 53 Prozent.
Dies besagt der achte gemeinsame Auslandpreisvergleich von Santésuisse und Interpharma. Die Tester rechneten dabei mit einem (vom BAG angewendeten) Kurs von 1,07 Franken pro Euro. 

  • Bei der Überprüfung zogen sie die 250 umsatzstärksten patentgeschützten Originalpräparate der Spezialitätenliste ein. Beim letzten Preisvergleich, durchgeführt im September 2015, waren diese Arzneien um 10 Prozent teurer gewesen als im Durchschnitt der Vergleichsländer.
  • Die Preise der patentabgelaufenen Originalprodukte waren in der Schweiz 20 Prozent höher als im Durchschnitt der Vergleichsländer – nach 11 Prozent ein Jahr zuvor. 
  • Bei den Generika betrug die Preisdifferenz zum Ausland 53 Prozent. Ende 2015 hatte er Unterschied noch 47 Prozent betragen.



Der Vergleich bei den patentabgelaufenen Medikamenten und den Generika basiert auf den rund 240 umsatzstärksten patentabgelaufenen Wirkstoffen. 
Allerdings: Die Zahlen des Vorjahres waren bei einem Wechselkurs von 1,20 Franken berechnet worden – die Verschiebung ist also weitgehend eine Kursverschiebung, oder anders: Die Medikamente in Vergleichsländern wie Deutschland wirken bei gleichem Preis in beiden Ländern nun etwas billiger.
Santésuisse legt angesichts der aktuellen Zahlen den Finger vor allem auf die Generika: «Das Krankenversicherungsgesetz verlangt, dass für die gleiche Leistung der günstigere Preis vergütet wird», sagt Verbandsdirektorin Verena Nold: «Deshalb braucht es ein neues Preissystem für Medikamente ohne Patentschutz. Bezahlt werden soll nur der günstigere Preis beim gleichen Wirkstoff. Die dadurch erzielte Einsparung kommt den Prämienzahlern zugute.»
Es ist der achte Auslandspreisvergleich, den der Krankenversicherungsverband Santésuisse und der Pharma-Verband Interpharma gemeinsam durchführen. Dabei wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz vom September 2016 mit denjenigen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden verglichen. 
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