Herzzerreissend sind solche Begegnungen: Patienten im Spital dürfen endlich wieder ihren Hund streicheln. Frisch gebadet, geimpft, angeleint und in Begleitung eines Erwachsenen dürfen in etlichen Spitälern und Pflegeheimen in Italien Haustiere bis ans Krankenbett ihrer Besitzer.
Auch Katzen und Kaninchen dürfen in einem Käfig ins Spitalzimmer gebracht werden. Denn oft stellen die Ärzte und das Pflegepersonal fest: Wenn Tierbesitzer für längere Zeit ins Spital müssen, sehnen sie sich nach ihrem geliebten Hund oder ihrer Katze. Besonders Alleinstehende vermissen bei einem Spitalaufenthalt ihr Haustier.
Höchsten eine Ausnahme für den Blindenhund
Dürfen die Patienten ihren Hund oder ihre Katze sehen, kann dies zum Gesundwerden beitragen. Doch in vielen Ländern, so auch in der Schweiz, sind Tierbesuche im Spital tabu. «Der Aufenthalt von Tieren ist gesetzlich und aus hygienischen Gründen verboten», heisst es etwa in den Hausregeln des Luzerner Kantonsspitals (LUKS). Ausnahmen gewährt das Spital höchstens für Patienten mit einem Blindenhund.
Auch das Universitätsspital Zürich (USZ) hält unmissverständlich fest: «Das Mitbringen von Tieren ist nicht gestattet.» Allerdings gibt es eine Ausnahme: Begleithunde. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen sich diese in gewissen Räumen des Spitals aufhalten. Dazu gehören zum Beispiel die Cafeteria, die Wartezimmer oder auch die Patientenzimmer, falls es ein Einzelzimmer ist.
Ähnlich tönt es in den Hirslanden-Kliniken: Dort sind Besuche von Haustieren – wenn überhaupt – «höchstens in Ausnahmefällen möglich und unterliegen strengen hygienischen Regelungen und Kontrollen», wie der Hirslanden-Sprecher Claude Kaufmann auf Anfrage von Medinside sagt.
Nur in der Genfer Präventiv-Klinik Nescens sind Haustiere erlaubt
Die andere Schweizer Privatklinik-Gruppe, Swiss Medical Network (SMN), lässt an einem einzigen Ort, nämlich in der Genfer Präventivmedizin-Klinik Nescens in Genolier, Haustiere zu. Wegen Hygienevorschriften sei das in anderen Kanton nicht möglich, sagt SMN-Sprecherin Zeynep Ersan Berdoz.
Ganz alle Haustiere sind alledings auch in der Klinik Nescens nicht willkommen. Man vermeide es, übergrosse Hunde oder spezielle Haustiere wie Frettchen oder Reptilien in der Klinik zu beherbergen,
In anderen Ländern, etwa in Deutschland, weicht die Haltung, dass private Hunde oder Katzen im Krankenhaus nichts zu suchen haben, langsam auf. Zum Beispiel dürfen auf der Palliativstation der Uniklinik Göttingen Tierbesitzer ihre Hunde sogar bei sich behalten.
Tierkeime sind weniger gefährlich als Menschenkeime
Ärzte, die schon Erfahrungen mit Haustieren auf der Station gemacht haben, sagen, dass Hygiene-Probleme lösbar seien. Die Gefahr, dass Keime übertragen würden, sei bei Tieren sogar geringer als bei menschlichen Besuchern. Denn deren Keimwelt sei viel besser auf den Menschen spezialisiert als die Keimwelt, die ein Tier mitbringt.
Es gibt einfache Vorkehrungen, welche Spitäler bei Haustierbesuchen treffen: Bei bettlägerigen Patienten wird eine Schutzdecke verwendet. Und jede Person, die mit den Tieren Kontakt hatte, muss sich vor und nach dem Besuch die Hände desinfizieren. In manchen Spitäler ist der Kontakt auch nur in der Eingangshalle oder im Garten erlaubt, hingegen in den Zimmergängen oder im Zimmer verboten.
Hunde sind Familienmitglieder
Dass viele italienische Spitäler Haustierbesuch im Spital erlauben, kommt bei einem Grossteil der Bevölkerung gut an. Vielfach gehört der Hund zur Familie. «Niemand würde jemals daran denken, Familienmitglieder und Freunde an einem Spitalbesuch hindern», sagen Vertreter der Tierfreunde-Organisation Amoglianimali.
Ein Besuch des eigenen Haustieres im Spital erhöhe die Widerstandskraft der Patienten, verbessere ihre Stimmung und zwinge sie, alles zu tun, um möglichst bald wieder gesund zu werden. Zudem komme die Liebe, Freude und die Energie, die ein Hund in ein Spital bringen könne, auch anderen Patienten zugute, ist Amoglianimali überzeugt. Die Organisation hat sogar einen
Film über die wohltuende Wirkung eines Hundebesuchs im Spital gedreht.