Telemedizin und Pflege: In Zürich startet ein Pilotprojekt

Santé24 und Spitex Zürich testen gemeinsam eine neue Art der integrierten Versorgung: Für «Home Tele Care» arbeiten Ärzte eng mit Pflegeexpertinnen APN zusammen, die ihre Patienten vor Ort betreuen.

, 1. März 2022 um 10:37
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Santé24 und Spitex Zürich testen gemeinsam eine neue Art der integrierten Versorgung. (zvg) 
Der Telemedizinanbieter santé24 von «Swica» spannt mit der Spitex Zürich zusammen: «Home Tele Care» heisst das Pilotprojekt, bei welchem laut Medienmitteilung «eine Lücke im telemedizinischen Angebot» geschlossen werden soll. Beim Testen der neuartigen integrierten Versorgung, werden die telemedizinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte von mobilen Spitex-Fachpersonen vor Ort unterstützt. 
Bei den Fachpersonen handle es sich um Pflegeexpertinnen APN (Advanced Practice Nurse) mit Studienabschluss MSc (Master of Science), schreibt «Swica». «Diese werden die Patientinnen und Patienten zu Hause besuchen und dort diagnostische, pflegerische – und bei Bedarf therapeutische Leistungen im Auftrag von santé24 –, erbringen.»
Bei der Vorbereitung auf ihre medizinischen Aufgaben wurden die Pflegeexpertinnen APN zusätzlich von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) trainiert. Santé24 verfügt für die verschiedenen Einsätze über spezifische telemedizinische HTC-Leitlinien, die von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürichs bewilligt wurden.

So geht's

Den Ablauf vor Ort erklärt Silke Schmitt Oggier, medizinische Leiterin von santé24, wie folgt:
Stellt eine Ärztin eine für «Home Tele Care» geeignete Verdachtsdiagnose, bietet sie dem Patienten einen Besuch einer Pflegeexpertin APN an. Innerhalb von zirka einer bis maximal vier Stunden ist die Pflegeexpertin APN vor Ort, beurteilt die Situation und untersucht den Patienten.
Anschliessend sendet sie die erhobenen Daten an die behandelnde Ärztin, die diese in ihre Diagnosestellung einbezieht. Sie nimmt telefonisch Rücksprache mit ihr, um die weitere Therapie abzusprechen. 
Diese kann beispielsweise aus der Abgabe von Medikamenten, dem Verabreichen einer Infusion, dem Anlegen von Verbänden, dem Aufbieten der Sanität oder der Empfehlung für Spitex-Dienstleistungen bestehen.
Für Jeanine Altherr, Pflegeexpertin APN bei Spitex Zürich, ist klar: «Der Nutzen für die Patienten liegt auf der Hand. Sie erhalten eine hochwertige und zeitnahe Behandlung bei sich zu Hause. Im Idealfall lässt sich ein unnötiger Besuch beim Arzt oder sogar in der Notaufnahme vermeiden.»
«Auch für das Gesundheitswesen ergeben sich Vorteile», fügt Oliver Reich, Leiter santé24, an. Die telemedizinische Erstbeurteilung und Begleitung ermögliche eine rasche Triage und situationsgerechte Zuweisung medizinischer Leistungen. «Ausserdem werden Pflegeexpertinnen mit Masterabschluss ideal eingesetzt. Hausärzte und Notfalldienste werden von Konsultationen entlastet, bei denen die Anwesenheit einer Ärztin oder eines Arztes nicht zwingend notwendig ist.» 
Die Projektpartner erhoffen sich, dass dieser Ansatz auch einen senkenden Effekt auf die Kostensteigerung im Gesundheitssystem hat.

Pilotprojekt beschränkt sich auf Stadt Zürich

Wie es sich mit dem Nutzen und der Machbarkeit genau verhält, wird während der Pilotphase anhand einer Begleitevaluation erhoben. In dieser Zeit wird «Home Tele Care» bei «Swica»-Versicherten unabhängig vom Versicherungsmodell ab einem Alter von 16 Jahren auf dem Gebiet der Stadt Zürich an sieben Tage in der Woche von 10 bis 20 Uhr getestet. Die Pilotphase läuft voraussichtlich ein Jahr.

Die Kompetenzen der Pflegeexpertinnen APNDie Pflegeexpertinnen APN verfügen über vertiefte und erweiterte pflegerisch-medizinische Kompetenz und Erfahrung in der ambulanten Versorgung von Erwachsenen. Sie sind damit in der Lage, sich schnell ein umfassendes Bild über den aktuellen Gesundheitszustand und die benötigte Versorgung zu verschaffen.Sie können beispielsweise:eine symptomfokussierte Anamnese und Körperuntersuchung durchführen (z.B. neurologische Funktionen beurteilen),neben der Erhebung von Vitalzeichen ein EKG erstellen,mit dem Telemedizingerät TytoPro Lunge, Herz und Bauch abhören,Rachen und Ohren spiegeln,Blut- und Urinuntersuchungen vor Ort durchführen sowieHautveränderungen beurteilen und zur Zweitbegutachtung unmittelbar mittels Foto-Dokumentation an den Telemediziner weiterleiten.Gleichzeitig schätzen die Pflegeexpertinnen APN vor Ort die soziale Situation sowie das Umfeld der Patientin, beziehungsweise des Patienten ein. Weiter erheben sie, was die Betroffenen benötigen, um Zuhause genesen zu können. Bei Bedarf organisieren sie weitere Pflege durch die Spitex.

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