Was das Kantonsspital Aarau zu den Vorwürfen sagt

Es ist bedauerlich, dass sich zwei inzwischen pensionierte Mitarbeitende zu fragwürdigen Unterstellungen haben hinreissen lassen. Dies sagt KSA-Präsident Peter Suter.

, 20. September 2020 um 07:25
image
  • spital
  • javier fandino
  • neurochirurgie
  • politik
  • kanton aargau
image
Verwaltungsratspräsident Peter Suter (PD)
Die beiden ehemaligen Kaderärzte Andreas Huber und Hanspeter Killer richten schwere Vorwürfe gegen die Leitung des Kantonsspitals Aarau (KSA). Unter anderem soll die Klinik für Neurochirurgie jahrelang ohne Bewilligung und ohne Einwilligung der Patienten das Kontrastmittel 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) eingesetzt haben. 
Der Vorwurf zielt gleichzeitig auf Chefarzt Javier Fandino ab, mit dem das KSA das Arbeitsverhältnis aus anderen Gründen inzwischen beendet hat. Fandino weist die Anschuldigungen zurück. Es habe gar nie eine eigentliche bewilligungspflichtige Studie gegeben, sagt er. Und die Untersuchung soll nun die «wahren Motive der Anschuldigungen» auf den Tisch bringen.

KSA will transparent und umfassend kommunizieren

Wie steht das Kantonsspital zu den aktuellen Vorwürfen? Das KSA wird vollständige Transparenz zu den Vorwürfen der Herren Huber und Killer schaffen und hat alle hierzu notwendigen Abklärungen in die Wege geleitet, wie Verwaltungsratspräsident Peter Suter auf Anfrage sagt. 
«Diese Abklärungen werden umgehend abgeschlossen sein, dann wird transparent und umfassend kommuniziert, auch über den Rahmen des aufsichtsrechtlichen Verfahrens hinaus», so Suter. Die Abteilung Gesundheit des Aargauer Gesundheitsdepartements muss derzeit die erhobenen Vorwürfe im Rahmen eines Aufsichtsverfahren prüfen.

«Damit standen sie selbst in der Verantwortung»

Im Sinne eines ersten Fazits lässt sich gemäss Suter aber bereits jetzt feststellen, dass die erhobenen Vorwürfe «in dieser Form unzutreffend, haltlos und teilweise sogar absurd sind».
Der Verwaltungsratspräsident findet es zudem bedauerlich, dass sich zwei in früheren Jahren verdiente und inzwischen pensionierte Mitarbeiter zu derartigen, auch in fachlicher Hinsicht fragwürdigen Unterstellungen haben hinreissen lassen, wie er weiter sagt. Und dies, obwohl beide über viele Jahre selber Mitglieder des Forschungsrates KSA waren.
«Ausserdem war einer der beiden Herren während vielen Jahren Mitglied der Spitalleitung und stellvertretender CEO des KSA.» In dieser ganzen Zeit haben sie laut Suter keine entsprechende Kritik geäussert. «Damit standen sie selbst in der Verantwortung.»

«Wir sind keine frustrierten Pensionäre»

Andreas Huber und Hanspeter Killer waren beide jahrelang am KSA tätig. Huber war Leiter des Institutes für Labormedizin am Kantonsspital, fast zehn Jahre in der Geschäftsleitung und bis zur Reorganisation im Frühling 2018 stellvertretender CEO. In der NZZ kritisierte der frühere Präsident der KSA-Ärztekonferenz und Facharzt für Hämatologie und Onkologie die Spitalleitung für die angeblichen Missstände, weil sie dem Treiben während Jahren tatenlos zugesehen habe. 
Heute ist er pensioniert und Programmdirektor klinisch-genomische Medizin an der Privaten Universität in Fürstentum Liechtenstein. Hanspeter Killer war zwischen 2013 und 2017 Chefarzt der Augenklinik am Kantonsspital Aarau und bis vor kurzem Senior Consultant der Ophthalmologie am KSA. Killer hatte 2011 an vorderster Front gegen das gemeinsame Augenzentrum mit der Privatspitalgruppe Pallas Kliniken gekämpft, das schliesslich nicht zu Stande kam.
«Wir sind keine frustrierten Pensionäre», schreiben die beiden ehemaligen KSA-Kaderärzte in einer Präsentation an den Verwaltungsrat, die auch Medinside vorliegt. Und auch keine Querulanten. Sie lassen sich laut eigenen Angaben auch nicht in diese Ecke drängen, auch wenn es bequem wäre. «Wir wollen dem KSA nicht schaden», schreiben Huber und Killer. Es scheint aber zumindest so, dass sie offenbar genau dies jetzt tun. Sie handeln laut eigenen Angaben allerdings aus erkannter Notwendigkeit für das Spital.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Cédric Wermuth macht Spital Zofingen zum Bundes-Thema

Das Spital als «reines Renditeobjekt»? Privatisierung der Grundversorgung? Der Co-Präsident der SP verlangt Antworten vom Bundesrat.

image

Zusatzversicherungen: SVV warnt vor Leistungskürzungen

Bis Ende 2024 dürften drei Viertel der Zusatzversicherungsverträge den neuen Transparenzanforderungen genügen. In der Genferseeregion bleibt der Weg steinig.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.