Worauf Mediziner bei der Nutzung von Social Media achten sollten

Schweigepflicht und Werbeverbot, schleichende Telemedizin und falsche Facebook-Freunde: Eine Broschüre bietet Orientierung in einem Bereich voller Glatteis.

, 30. Dezember 2015 um 17:08
image
  • trends
  • social media
Konkret, praktisch, oft überraschend: Wir sind auf ein Online-Büchlein gestossen, das die gängigen Fallstricke aufgreift, welche Medizinern in den sozialen Medien drohen. Es stammt von der deutschen Bundesärztekammer, und auch wenn die «Handreichung» (so der offzielle Name des Papiers) nicht ganz neu ist – man kann sie immer noch gut empfehlen.
Ärztliche Schweigepflicht, Krach unter Medizinern, Werbeverbot – oder Patienten, die einem via Facebook die Freundschaft antragen: Wie soll man sich in solchen Fällen auf dem Glatteis der sozialen Medien benehmen? 
Die erwähnte Schrift diskutiert die Probleme anhand von sehr konkreten Fallbeispielen – Beispielen auch, die der Realität entnommen sind.

Bundesärztekammer: «Ärzte in sozialen Medien. Worauf Ärzte und Medizinstudenten bei der Nutzung sozialer Medien achten sollten», Berlin, Februar 2014.

Gewiss, zum Teil geht es natürlich um spezifisch deutsche Probleme (etwa bei den Fragen, welche das dortige Fernbehandlungs-Verbot touchieren), dennoch: Der grösste Teil der kritischen Punkte lässt sich eins zu eins übertragen.
Deshalb: Es lohnt sich, diesen Link zu speichern – denn heute kommt wohl jeder Mediziner über kurz oder lang in eine Situation, wo er Antworten wie in diesen Fallbeispielen sucht.

Die Risiken der neuen Medien: Ein Fallbeispiel aus der Broschüre der Bundesärztekammer

Eine Gruppe von Kinderärzten bietet auf Facebook eine Beratung zu allgemeinen Gesundheitsthemen an. Ein 15-jähriges Mädchen postet auf der Seite eine Frage zu Geschlechtskrankheiten, die nahe legt, dass sie selbst darunter leidet – ihr Klarname und die Frage sind auf der Pinnwand sichtbar. Das Mädchen wird daraufhin auf ihrer Facebook-Seite von hämischen Kommentaren überflutet.
Obwohl die Ärzte auf ihrer Seite davon abraten persönliche Probleme zu schildern, fragen sie sich, in wie weit sie für die Selbstoffenbarung des Mädchens Mitverantwortung tragen? 

  • Hattip: @Psych_Cast

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Der Kanton Zürich mausert sich zum Digital-Health-Standort

Die kantonale Standortförderung listet 120 E-Health-Firmen auf – und meldet dabei ein solides Wachstum. Dies obwohl die Finanzierung im internationalen Vergleich eher mager ist.

image

Grundversorgung: Das möchten die Leute nicht

Mit Kiosken und KI-Diagnostik sollte in den USA das Gesundheitswesen revolutioniert werden. Jetzt wird das Multimillionen-Projekt abgebrochen. Der Fall zeigt: In der Grundversorgung ist menschliche Nähe unersetzlich.

image

In der Rehaklinik üben Patienten mit einer App

Reha-Training mit dem Tablet: In der Klinik Tschugg analysiert der Computer unter anderem die Aussprache.

image

Sätze, die man zu schwerkranken Patienten nicht sagen sollte

«Alles wird gut.» «Kämpfen Sie!» «Was haben die anderen Ärzte gesagt?»: Eine Studie identifiziert Floskeln, die kranke Menschen verunsichern können.

image

Weniger Schlaganfälle dank dem schlauen Auto

Deutsche Wissenschaftler verwandeln das Automobil in ein Diagnose-Vehikel.

image

Genolier Innovation Hub: Wo sich medizinische Visionen und klinische Praxis treffen

Der Genolier Innovation Hub wird an diesem Wochenende eröffnet. Der Campus am Genfersee soll weltweit bekannt werden – wegen Firmen, die hier an den Grenzen der Medizin forschen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.