Wer bei der CSS eine Halbprivat- oder Privatversicherung hat und sich in der Klinik Hirslanden Zürich behandeln lassen möchte, hat Pech: Ab dem 1. Februar 2024 werden die Kosten in der privaten oder halbprivaten Abteilung nicht mehr übernommen.
Trotz Zusatzversicherung werden CSS-Patienten neu ausschliesslich auf der allgemeinen Abteilung mit Leistungen der Grundversicherung beherbergt – ausser sie bezahlen die Kosten für das Upgrade selbst.
Von der neuen Regelung ausgenommen sind zusatzversicherte Mehrleistungen der Ärzteschaft (z.B. freie Arzt- und Terminwahl), welche exklusiv für Halbprivat- und Privatpatienten erbracht werden – diese sind nicht betroffen und können weiterhin in Anspruch genommen werden.
Geht es um den Gewinn?
Wie die Klinik Hirslanden schreibt, fehlt gegenüber der CSS Versicherung ab Anfang Februar ein gültiger Tarifvertrag – und immerhin ist dies die zweitgrösste Krankenversicherung im Land.
Hintergrund des vertragslosen Zustands seien finanzielle Forderungen der CSS. Diese verlange von der Klinik Hirslanden Tarifsenkungen von teilweise über 30 Prozent. «Die Forderungen der CSS hätten Auswirkungen auf den Komfort der Betreuung unserer zusatzversicherten Patientinnen und Patienten und sind damit für uns inakzeptabel», kommeniert das Hirslanden-Management den Entscheid.
Und weiter: «Hirslanden ist der Ansicht, dass wir uns dieser Strategie widersetzen müssen, denn sie gefährdet mittel- und langfristig das Gleichgewicht unseres Gesundheitssystems. Wir haben beschlossen, uns diesen Einschüchterungsversuchen zu widersetzen und die Interessen der Gesundheitsdienstleister und der Patientinnen und Patienten zu verteidigen».
Ganz allgemein kommentiert die Spitalgruppe den Schritt der Krankenversicherung deutlich: CSS wolle offensichtlich «ihren Gewinn auf Kosten der Spitäler, des Spitalpersonals und schlussendlich der zusatzversicherten Patientinnen und Patienten noch weiter steigern ohne die spürbare Absicht, die verlangten Tarifsenkungen an die Prämienzahlerinnen und -zahler weiterzugeben».
Kunden «gefangen»
Dabei profitiere die CSS bereits kostenmässig von der laufenden Ambulantisierung des Gesundheitswesens; nun möchte sie auch das Leistungsangebot der Spital-Zusatzversicherungen im stationären Bereich weiter massiv einschränken.
Stossend am Vorgehen der CSS sei zudem, dass für ältere oder erkrankte Versicherte ein Wechsel zu einer anderen Krankenkasse im Bereich der Zusatzversicherung schwierig ist. Die Versicherten sind somit in ihrem Zusatzversicherungsprodukt «gefangen» und haben kaum die Möglichkeit, auf die Leistungseinschränkung der CSS mit einem Wechsel zu einer anderen Krankenkasse angemessen zu reagieren, wie es im Bereich der Grundversicherung etabliert ist.
CSS: Es geht um die Hotellerie…
Die CSS widerspricht den Andeutungen, dass hier eine strategische Absicht bestehen könnte. Die eigenen Vergleiche, welche die Leistungen ins Verhältnis zu den Tarifen setzen, hätten einfach ergeben, dass die Spitaltarife der Klinik Hirslanden Zürich zu hoch seien. Klar sei auch: Die ärztlichen Mehrleistungen werden weiterhin bezahlt – es geht um Hotellerie und klinische Spitalleistungen.
Daher könne keine Rede davon sein, dass der Schritt der CSS das «Gleichgewicht unseres Gesundheitssystems» betreffe: «Für unsere Versicherten ist die medizinische Versorgung ohne Qualitätseinbussen jederzeit sichergestellt. Die CSS kommt ihren Verpflichtungen aus den Zusatzversicherungsverträgen gemäss den jeweils anwendbaren Versicherungsbedingungen selbstverständlich nach.»
Die Kunden hätten genügend Alternativen in der Region – auch innerhalb der Hirslanden Gruppe bestehe noch eine ausreichende Auswahl.
Auch die
Krankenkasse Concordia ist in den vergangenen Monaten in die Schagzeilen geraten, weil sie nicht mehr in allen Zürcher Spitälern die Kosten für Zusatzversicherte übernahm. Die Krankenkasse vergütete den Spitälern Affoltern, Bülach, Limmattal, Männedorf, See-Spital, Uster, Wetzikon und Zollikerberg keine Leistungen mehr für zusatzversicherte Patientinnen und Patienten. Sie konnten nur noch mit Leistungen aus der Grundversicherung behandelt werden.
Als «schlichtweg absurd» bezeichnet die Kasse dann den Vorwurf, sie wolle ihren Gewinn auf Kosten der Spitäler steigern: «Wir weisen ihn mit aller Deutlichkeit zurück.» Die CSS beruft sich dabei auf die Aufsichtsbehörde Finma, welche die Tarife kontrolliert – und dabei auch ein Auge auf die Gewinnmarge der Versicherungsprodukte wirft.
Sollten sich die Senkungen in den Leistungstarifen künftig in spürbar tieferen abgerechneten Leistungskosten niederschlagen, so würde die CSS dies weitergeben –in Form von Prämiensenkungen.
Und sie würde ja auch, so ihre Argumentation, von den Finma-Überwachern dazu angehalten – «was bisher nicht der Fall war.»