Zu unsicher ist vielen deutschen Ärzten das Ausstellen von elektronischen Rezepten. Sie machen deshalb vorläufig bei der geplanten Einführung nicht mit. Die Umstellung vom Papierrezept auf elektronische Verschreibungen war eigentlich einer der ehrgeizigen Pläne der deutschen Regierung für die Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Seit Anfang dieses Jahres hättem Spitäler und Ärzte das E-Rezept eigentlich obligatorisch anbieten müssen. Doch dieses Vorhaben wurde abgebrochen. Nun entwickelt sich auch die freiwillige Einführung zum Flop. Denn kaum eine Arztpraxis macht mit.
Von den rund 500 Millionen Rezepten, die in Deutschland jährlich ausgestellt werden, wurden bisher nur rund 525’000 elektronisch eingelöst. Das entspricht einem Tausendstel.
Abbruch wegen Datenschutzbedenken
Ein Hauptgrund für den Abbruch der Übung ist, dass sich die E-Rezepte als zu wenig fälschungssicher erwiesen. Der deutsche Datenschützer befürchtet, dass das elektronische Rezept in den in Apotheken missbräuchlich eingelöst werden könnte, weil die Rezepte zu einfach an andere Personen weitergegeben oder kopiert werden können.
Ursprünglich strebte Deutschland an, dass nach der offiziellen Einführung des E-Rezepts schnell einmal ein Viertel aller Rezepte elektronisch ausgestellt werden. Bis 2025 hätte das E-Rezept sogar als Standard etabliert sein sollen. Dieses Ziel liegt in weiter Ferne. Das Bundesgesundheitsministeriums arbeitet nun an einer sicheren Lösung. Diese solle auch einfacher für die Patienten sein.
Mühsame Registrierung
Denn das ist ein zweiter Grund für die harzige Einführung. Die Patienten können E-Rezepte bisher nur übers Handy oder über einen Ausdruck abrufen. Für die Handy-App brauchen sie einen Code von ihrer Krankenkasse. Diesen erhalten sie aber nur nach einer persönlichen Identifizierung vor Ort bei der Krankenkasse oder in einer Poststelle. Offenbar ist vielen Patienten dieses Prozedere zu mühsam.
Dabei sollte das E-Rezept vieles vereinfachen, insbesondere für die Telemedizin. Nach der Online-Konsultation kann ein Rezept rasch übermittelt werden. Ein Papierrezept muss per Post zugeschickt werden.
Aktienkurse der Online-Apotheken sinken
Der mangelnde Zuspruch zu den E-Rezepten hat auch Folgen für Online-Apotheken. So sind die Aktienkurse der Schweizer Online-Versand-Apotheke «Zur Rose» gesunken. Sie betreibt in Deutschland den Medikamentenversand «Docmorris». Die Versand-Apotheken erhofften sich ein starkes Wachstum von der obligatorischen Einführung des E-Rezepts.
Die digitialen Rezepte können zwar auch in konventionellen Apotheken eingelöst werden können. Doch ist ein E-Rezpt vorhanden, ist die Bestellung bei einer Versand-Apotheke der bequemste Weg.
Auch in der Schweiz zaghafte Versuche
Auch in der Schweiz gibt es
erste Versuche für sichere E-Rezepte. Allerdings ist man hierzulande noch weit entfernt von einer flächendeckenden Einführung. Hierzulande wird stattdessen schon seit fünf Jahren am elektronischen Patientendossier, kurz EPD, gearbeitet.
So richtig vorwärts geht es damit allerdings nicht. Die Patientendossiers werden nicht von einer zentralen Stelle angeboten, sondern von mehreren regionalen sogenannten Stammgemeinschaften, die sich in einem komplizierten Verfahren zertifizieren lassen müssen. Nun muss das Gesundheitsdepartement das
EPD von Grund auf neu gestalten.