Gibt es bald Therapiebänkli in Zürich?

Wer sich auf ein öffentliches Therapie-Bänkli setzt, soll in Zürich bald therapeutische Hilfe bekommen. Die Idee stammt aus Zimbabwe.

, 19. September 2023 um 06:40
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Mit den Therapie-Bänkli soll Menschen mit einem psychischen Tief schnell geholfen werden. | Unsplash
Laut der Gesundheitsförderung Schweiz, sind knapp 17 Prozent der Schweizer Bevölkerung von einer psychischen Krankheit betroffen. Hinzu kommen eine Vielzahl an Menschen, die unter depressiven Episoden und Stimungstiefs leiden. An sie soll sich das Bänkli-Angebot richten.

Psychologische Gespräche im öffentlichen Raum

Wer einen schnellen Termin bei einer psychologischen Fachperson braucht, hat meist Pech – diese sind oft über Monate ausgebucht. Dabei würde bei einem psychischen Tief oft schon ein beratendes Gespräch helfen. Hier setzt die Idee mit dem sogenannten Freundschaftsbänkli an. Wer sich auf eine entsprechend markierte Parkbank im Quartier setzt, würde von einer Person, die in therapeutischen Gesprächen geschult ist, beraten.

Peers sollen beraten

Die Beratung könnten demnach sogenannte Peers übernehmen, also Personen, die ein ähnliches Schicksal durchlebt haben und so mit ihrer Erfahrung als geschulte Laienhelfer beraten können. Als Standorte kommen Parkbänke infrage, die nicht allzu stark exponiert sind. Denkbar sei auch, dass einzelne Bänke in der Nähe von bestehenden psychiatrischen Institutionen eingerichtet werden.

Zusatzventil für Nachfrage

«Freundschaftsbänkli» gibt es bereits in zehn Kantonen; sie werden von der Gesundheitsförderung Schweiz finanziert. Diese laden zwar ebenfalls dazu ein, «über das Wohlbefinden zu reden», eine beratende Person ist jedoch nicht involviert. Hilfe finden Betroffene einzig in der Literaturbox hinter der Rückenlehne. Die Idee des Therapie-Bänklis wurde nun als Postulat eingereicht.

Idee stammt aus Zimbabwe
Die Idee der «Freundschaftsbänkli» stammt ursprünglich aus Zimbabwe. Im 13-Millionen-Land gibt es lediglich ein Dutzend Psychiater, der Bedarf an psychologischer Hilfe ist aber immens.
Und so kam der Psychiatrieprofessor Dixon Chibanda in den 2000er-Jahren auf die Idee, Grossmütter für eine niederschwellige psychologische Beratung einzuspannen und als Gesprächstherapeutinnen auszubilden, die auf Parkbänken kostenlos Beratungen machen. Grossmütter sind in den Dörfern Zimbabwes als weise Autoritätspersonen hoch angesehen.
Erste wissenschaftliche Auswertungen des Projekts zeigten, dass sich die psychische Gesundheit bei den Patienten durch diese niederschwellige Intervention signifikant verbessert hatte. Ende 2019 waren im Rahmen des Projekts 240 von ihnen an 70 Standorten in Zimbabwe tätig. Seit 2000 arbeitet die Organisation auch mit der WHO zusammen.


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