Der
«International Health Policy Survey» der Stiftung Commonwealth Fund untersuchte dieses Jahr erneut Erfahrungen der Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem. Die Schweizer Ergebnisse lassen sich dabei mit jenen von neun Ländern vergleichen; zudem sieht man Entwicklungen zwischen 2010 und 2023.
Der Bericht wurde nun vom nationalen Gesundheitsobservatorium Obsan veröffentlicht.
Ein Hauptergebnis erscheint dabei weiterhin sehr positiv: Mehr als acht von zehn Befragten in der Schweiz schätzen ihre Gesundheit als «ausgezeichnet», «sehr gut» oder «gut» ein. Allerdings hat unser Land hier nun den ersten Rang an Neuseeland verloren.
Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die selbst wahrgenommene Gesundheit also tendenziell verschlechtert – sie bleibt aber auf einem hohen positiven Niveau.
Der Anteil der Personen mit mindestens einer chronischen Erkrankung ist in den letzten Jahren angestiegen. Am häufigsten tauchen dabei Bluthochdruck, psychische Erkrankungen (wie Angstzustände und Depressionen) sowie an Asthma oder Lungenkrankheiten in der Befragung auf. Etwas mehr als jede zehnte Person hat eine Beratung oder Behandlung im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit in Anspruch genommen.
In der Schweiz konsumiert die Hälfte der Befragten mindestens ein rezeptpflichtiges Medikament, so ein weiteres Ergebnis: Dies stelle im internationalen Vergleich den viertniedrigsten Wert dar. Und der Anteil jener, die mindestens zwei rezeptpflichtige Medikamente einnehmen (rund ein Drittel), ist in der Schweiz sogar am niedrigsten.
Bemerkenswert sei zudem, dass sich ein immer grösserer Teil der Wohnbevölkerung finanzielle Sorgen, so der Obsan-Report: Mehr als ein Drittel der Befragten macht sich Sorgen finanzieller Art – ein Wert, der im internationalen Vergleich hoch liegt.
Neun von zehn Personen in der Schweiz suchen für ihre medizinische Versorgung normalerweise dieselbe Ärztin, denselben Arzt oder dasselbe Gesundheitszentrum auf. Dabei stellt die Erhebung im Vergleich zu 2010 eine sinkende Praxistreue fest – und obendrein eine kritischere Bewertung des Verlaufs der Konsultationen bei der Hausärztin beziehungsweise dem Hausarzt.
Dennoch: Die in den Hausarztpraxen erhaltene medizinische Betreuung wird auch 2023 sehr positiv bewertet. Und insgesamt beurteilen sechs von zehn Befragten die Qualität der medizinischen Versorgung im Land als «hervorragend» oder «sehr gut». Auch hier gilt aber: Der Anteil derer, die Top-Noten verteiler, ist gegenüber 2020 gesunken.
Ein Punkt dabei ist eine gewisse Verknappung: In der Schweiz ist es seit dem letzten International-Health-Policy-Survey 2020 schwieriger geworden, eine medizinische Versorgung ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten zu erhalten: Sechs von zehn Befragten geben an, dass es «sehr schwierig» oder «eher schwierig» sei, abends, am Wochenende oder an Feiertagen eine medizinische Versorgung zu erhalten.
Im internationalen Vergleich ist dies der drittniedrigste Wert – es ist dies also ein Punkt, wo die Schweiz recht weit entfernt ist von der Spitze.
Erneut gilt also: Die Lage hat sich zwar verschlechtert (steigende Wartezeiten), dennoch schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich gut bis sehr gut ab. Wenn es um einen Termin bei einem Spezialisten geht, nimmt die Wartezeit in der Schweiz zwar zu (der Anteil der Wartezeiten unter einem Monat nimmt ab), ist aber im Vergleich zu den anderen Ländern ist die Lage hier immer noch am besten.
Bei den planbaren Operationen sei keine signifikante Zunahme der Wartezeiten zu beobachten, die Schweiz belegt hier den drittbesten Rang.