Apotheken und Spitäler werden wegen Wegovy überrannt

Viele Abnehmwillige müssen derzeit vertröstet werden: Obwohl die Abnehmspritze Wegovy nun erhältlich ist, hat es zu wenig davon.

, 8. November 2023 um 13:28
image
Bild: Youtube
Die neusten Medikamente gegen Übergewicht sind so begehrt, dass die Apotheken keinen Nachschub bestellen können. Das meldete Medinside kürzlich.

Engpässe

Nun kommt die nächste Welle: Seit dieser Woche ist die in den USA bereits sehr erfolgreiche Abnehmspritze Wegovy der Firma Novo Nordisk auch in der Schweiz erhältlich, wie der «Tages-Anzeiger» meldet.
Allerdings werden die gelieferten Mengen wohl nicht die Nachfrage decken, weil es Produktionsengpässe gibt.

Nun gegen Fettleibigkeit

Das Medikament ist nur auf Arztrezept erhältlich. Es wird einmal wöchentlich am Bauch, am Oberschenkel oder am Oberarm in die Haut injiziert. Der in Wegovy enthaltende Wirkstoff Semaglutid setzt im Hirn den Impuls frei, dass man satt ist.
Ursprünglich war der Wirkstoff für Diabetes-Patientinnen und -Patienten entwickelt worden. Im Vergleich zu Ozempic ist Wegovy höher dosiert und ausdrücklich zur Behandlung von Fettleibigkeit zugelassen.

Krankenkassen zahlen vermutlich

Das neue Medikamten wird vermutlich auch einiges teurer sein als Ozempic, das pro Monat 130 Franken kostet. In der Schweiz ist der Preis noch nicht festgelegt. In Deutschland kostet eine Monatsdosis umgerechnet 300 Franken.
Ärzte und Spitäler rechnen fest damit, dass Wegovy wie Ozempic von der Grundversicherung bezahlt wird, wenn die Patienten einen Body-Mass-Index (BMI) von über 35 haben – oder über 28 bei Patienten mit gewichtsbedingten Begleiterkrankungen.

Behandlung streng nach Reihenfolge

Einige Apotheken und Spitäler haben so viele Patientenanfragen, dass sie bereits von sich aus informieren. So schreibt etwas das Spital Nidwalden auf seiner Website:
«Momentan gehen wir davon aus, dass Wegovy im ersten Quartal 2024 kassenpflichtig und mit Rezept erhältlich sein wird. Die Ausstellung eines solchen Rezepts ist nur spezialisierten Ärztinnen und Ärzten erlaubt. Wir freuen uns sehr, Ihnen bald wieder eine medikamentöse Behandlung anbieten zu können und werden Sie unter Einhaltung der Reihenfolge aufbieten.»
Auch die Apotheken versuchen, die Spritze möglichst nur jenen Patienten abzugeben, welche nach medizinischen Kriterien am schnellsten Bedarf haben.
  • medikamente
  • wegovy
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Novartis: Weko sieht keinen Missbrauch mit Sperrpatent

Die Hausdurchsuchung bei Novartis vor zwei Jahren hat keine Folgen: Der Pharmakonzern habe nichts Illegales gemacht, teilt die Wettbewerbskommission mit.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Pharma: Es braucht einen Ruck – und mehrere Kompromisse

Derzeit berät das Parlament über eine Reihe von Fragen, die für unsere Medikamentenversorgung entscheidend werden.

image

In Konstanz kriegt man mehr aktuelle Arzneimittel als in Kreuzlingen

Geht es um den Zugang zu neuen, innovativen Medikamenten, so liegt die Schweiz auf Rang 6 in Europa. Bei den Medikamenten gegen seltene Krankheiten liegt sie auf Rang 9.

image

Bundesrat: Fünf Schritte gegen Medikamenten-Engpässe

Unter anderem prüft die Landesregierung befristete Import-Zulassungen, einfachere Bewilligungen oder den Verzicht auf Wirtschaftlichkeits-Prüfungen.

image
Gastbeitrag von Niklaus Meier und Katharina Blankart

Arzneimittelpreise: Das Swiss Drug Pricing Model könnte Klarheit schaffen

Ein neues Modell hilft, für neue Medikamente den angemessenen Preis zu ermitteln – und so den Verhandlungspartnern Orientierung zu bieten. Die Basis: Effizienz und Evidenz.

image

Pharmafirma streicht in Basel 150 Stellen

Das deutsche Pharma-Unternehmen Bayer baut an ihrem Standort in Basel 150 von rund 1000 Stellen ab. Nicht ganz überraschend.

Vom gleichen Autor

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.