Da waren's nur noch drei: KPT verlässt Curafutura

Die Branche müsse heute einheitlicher auftreten: So erklärt die Krankenkasse ihren Austritt aus dem Verband.

, 10. November 2023 um 11:50
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Getrennte Wege: KPT-CEO Thomas Harnischberg, Curafutura-Präsident Konrad Graber  |  Bilder: PD
Der Krankenkassen-Verband Curafutura wurde 2013 gegründet, um mehr Leistungsdruck in die Branche und mehr Spardruck in die Politik zu bringen – kurz: um neben dem Dachverband Santésuisse frischen Wind zu schaffen.
Doch nun, zehn Jahre später, ist offenbar viel Luft draussen.
Denn Mitgründerin KPT meldet, dass sie Curafutura zum Jahresende verlassen wird: «Der Entscheid ist auf inhaltliche und strukturelle Gründe zurückzuführen», so die Mitteilung.
In jüngster Zeit habe es sich zunehmend gezeigt, dass die Mitgliedschaft in den aktuellen Strukturen für die KPT «nicht mehr zielführend» sei. Es sei wichtig, dass die Branche in wichtigen gesundheitspolitischen Themen die Reihen schliesst.
Das heisst: KPT setzt nun wieder aufs herkömmliche Prinzip der breit abgestützten Branchenmacht.
«Breit abgestützte Lösungen haben oftmals einen schweren Stand. Als Brückenbauer sind wir besorgt über diese Entwicklungen und wünschen uns wieder mehr partnerschaftlichen Dialog – im Sinne der Branche und der Versicherten», sagt KPT-CEO Thomas Harnischberg; er ist seit 2021 am operativen Steuer der neuntgrössten Krankenkasse der Schweiz.
«Man gibt nicht nur Stellungnahmen ab, sondern kann auch den einen oder anderen Input geben.»
Die Grabenkämpfe zwischen Curafutura und Santésuisse würden der Glaubwürdigkeit der Branche schaden, so die weitere Auskunft zur Agentur SDA (mehr). Als Beispiel nennt das KPT-Management die Efas-Debatte («Einheitliche Finanzierung ambulant und stationär»); hier sehe man wenig Dynamik.
Allerdings ist ein Wechsel von KPT zur Santésuisse derzeit offenbar auch kein Thema
Dennoch: Durch den Austritt kommt wieder die alte Kernfrage ans Licht. Sie lautet: Kann man als agile «Kampftruppe» mehr bewirken – oder ist es besser, mit vielen Mitgliedern ein grösseres Gewicht auf die Waage zu bringen?
«Ich denke schon, dass es einfacher ist, wenn man nur vier Mitglieder hat»: So erklärte Konrad Graber, der Präsident von Curafutura, unlängst die Kernidee seiner Organisation: «Man kann Ideen wie die einheitliche Finanzierung aufs Tapet bringen. Man gibt nicht nur Stellungnahmen ab, sondern kann auch den einen oder anderen Input geben. Tardoc war dort ein wichtiges Thema.»
Das KPT-Management sieht es anders. Damit verbleiben noch Helsana, CSS und Sanitas bei Curafutura – also die die grösste, die zweitgrösste und die achtgrösste Kasse im Land. In einem eigenen Statement äusserte sich Konrad Graber unverdrossen: Beim Start vor zehn Jahren seien die damaligen Mitglieder davon ausgegangen, dass sie mit 40 Prozent der Versicherten Reformen vorantreiben könnten, sagt er.
«Diese 40 Prozent werden wir auch nach dem Abgang von KPT haben», so Graber: «Für uns ist klar, wir engagieren uns weiter.»
Misst man es an der Zahl der Kunden respektive Mitglieder, so verliert Curafutura durch den Ausstieg des Berner Versicherers knapp 10 Prozent seines Gewichts.
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