Krankenkassenprämien steigen nächstes Jahr um 6 Prozent

Der Zuwachs liegt damit sogar höher als von Experten befürchtet. Und höher als in den Vorjahren.

, 26. September 2024 um 12:02
image
Elisabeth Baume-Schneider, als Gesundheitsministerin auch oberste Kassenprämien-Wärterin  |  Bild: Béatrice Dévènes / Bundeskanzlei
Die mittlere Grundversicherungs-Monatsprämie wird im nächsten Jahr 379 Franken betragen; das sind knapp 22 Franken mehr als heute. Diesen Wert gab Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider am Donnerstag in Bern bekannt.
Die Erhöhung unterscheidet sich teils deutlich zwischen den Kantonen, der Wert schwankt zwischen 1,5 bis 10,5 Prozent. Am klarsten wird das Plus im Tessin, im Jura und im Kanton Glarus ausfallen. Eher bescheiden ist der Anstieg in Basel-Stadt (das im übrigen ein Hoch-Prämien-Kanton ist).
image
Mittlere Prämien über alle Altersklassen 2024/2025 der oblig. Krankenpflegeversicherung. | Tabelle: BAG
Gesundheitsministerin Baume-Schneider erklärte die neuerliche Erhöhung mit dem umfassenden Zuwachs der Gesundheitskosten im Land – ob stationär, ob ambulant.
Konkret: Im ersten Halbjahr registrierten die Bundesstatistiker im Gesundheitssystem eine Kostensteigerung von 4,1 Prozent; dies im Vergleich zum ersten Semester 2023. Für das nächste Jahr werde ebenfalls ein deutlicher Anstieg erwartet, sagte Elisabeth Baume-Schneider vor den Medien in Bern.
Allerdings: Der durchschnittliche Prämienanstieg von 6,0 Prozent stützt sich auf die heutigen Schätzungen der Versicherer. Der effektive Prämienanstieg dürfte etwas tiefer sein; denn bei stärkeren Prämienanstiegen wählen mehr Menschen höhere Franchisen oder wechseln in ein alternatives Versicherungsmodell. Das wiederum bewirkt, dass das tatsächliche durchschnittliche Prämienniveau sinkt.
Wenn diese Effekte analog wie in den Vorjahren eintreten, dürften die Prämien um etwa 5,5 Prozent steigen, errechnete das BAG.
Die Krankenkassen-Prämien werden von den Versicherern so festgesetzt, dass für jeden Versicherer und jeden Kanton die erwarteten Kosten gedeckt werden. Das Bundesamt für Gesundheit prüft jeweils die Vorschläge – und hat sie nun für 2025 genehmigt.

Ständerat will höhere Franchise

Am Donnerstag beschloss der Ständerat, dass die Mindestfranchise der Krankenkassen erhöht werden soll: Die kleine Kammer nahm eine Motion der SVP-Vertreterin Esther Friedli an: Mit 25 gegen 11 Stimmen votierte der Ständerat für eine höhere Mindestfranchise. Derzeit liegt die Grenze bei 300 Franken.
Das Geschäft geht nun an den Nationalrat, wo eine gleichlautende Motion vorliegt, die ebenfalls aus der SVP-Fraktion stammt. Stimmt die grosse Kammer ebenfalls zu, so muss der Bundesrat «die rechtlichen Rahmenbedingungen so ändern, dass die ordentliche Franchise besser die aktuelle Kostensituation in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) abbildet.»

Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Kommentar

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Mythos Kostenexplosion: Das Gesundheitswesen wird günstiger

Während die Preise für Konsumgüter steigen, werden medizinische Behandlungen, Medikamente oder Therapiegeräte billiger. Sollte man die gesundheitspolitische Debatte neu ausrichten – hin zu den wahren Ursachen?

image

Medtech: «Monsieur Prix» will ein Register der bezahlten Preise

Preisüberwacher Stefan Meierhans nimmt die Herz- und Orthopädie-Implantate ins Visier. Seine Erhebung bei 67 Schweizer Spitälern bringt drastische Unterschiede ans Licht.

image

Heimarzt-Besuche: Krankenkassen kritisieren Weg- und Wechsel-Entschädigungen

Das SRF-Konsumentenmagazin «Kassensturz» prangert hohe Wegentschädigungen von Heimarztbesuchen an. Die betroffene Firma Emeda verteidigt ihr Abrechnungsmodell, hat aber Anpassungen vorgenommen.

image

Prio.Swiss hält gar nichts von höheren Senioren-Prämien

Keine Abkehr vom Solidaritätsprinzip: Der neue Krankenkassenverband findet höhere Prämien für alte Menschen ungerecht – und eine unnötige Verkomplizierung.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Beenden wir die Zwangsehe der Tarifpartner

Regulierung und Bürokratie treiben die Gesundheitskosten in die Höhe – ohne Mehrwert für die Bevölkerung. Vertragszwang, Zwangsgemeinschaft der Tarifpartner, Territorialitätsprinzip: Wir sollten solche alten Zöpfe abschneiden.

image

«Von einem System zu sprechen, entbehrt jeglicher Grundlage»

Zweigen Spitäler und Praxen Rabatte für sich selber ab? Medienberichte stellten diesen Verdacht in den Raum. Nun antwortet der Spitalverband H+.

Vom gleichen Autor

image

USZ: Mehr Vertrauen in die Spitalleitung

Die Fluktuationsrate des Personals im Universitätsspital Zürich erreichte letztes Jahr 13 Prozent. Im Kantonsspital Winterthur lag sie bei 11 Prozent.

image

Kantonsspital Winterthur kämpft sich zurück

Mehr Patienten, strikteres Kostenmanagement, verbesserte Abläufe: Das KSW konnte letztes Jahr den Verlust halbieren.

image

Zurück auf die Beine: Stimulation hilft Gelähmten beim Gehen

Ein neues Verfahren aus Lausanne verbindet Rückenmark-Stimulation mit Robotik – um bei Querschnittgelähmten die Muskelkoordination zu verbessern. Das System könnte weltweit in Reha-Kliniken eingesetzt werden.