Medfluencer – Selbstinszenierung oder Wissensvermittlung?

Medfluencer, zusammengesetzt aus Mediziner und Influencer, fluten die Social-Media-Kanäle. Manchen kostet der missglückte Auftritt den Job.

, 3. August 2023 um 12:02
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Medizinisches Wissen wird zunehmend über Social Media verbreitet. | Symbolbild: Freepik
Immer mehr Ärzte, Medizinstudenten, Pflegefachpersonen oder Apotheker versuchen sich als Influencer. Manche erfolgreich, wie die Schweizer Chirurgin und Tik Tokerin Martina Schneider, für andere wiederum endet der missglückte Social-Media-Auftritt mit einem Jobverlust.

Job weg wegen Social-Media-Fehltritt

So wie für eine 34-jährige Pflegefachfrau, die nach mehreren Social-Media-Fehltritten ihre Stelle in einem Klotener Pflegeheim verloren hat. Zuerst postete sie ein Foto auf Facebook, das eine inszenierte Lippenaufspritzung mit Arbeitskleidung des Pflegezentrums zeigte. Später veröffentlichte sie ein Video in ihrem Whatsapp-Status, das sie zu lauter Musik tanzend und posierend bei der Medikamentenkontrolle zeigte.

Medfluencer informieren über Gesundheitsthemen

Im Gegensatz zur reinen Selbstinszenierung der Klotener Pflegefachfrau, haben Medfluencer zum Ziel, in den sozialen Medien über Gesundheitsthemen zu informieren und einen authentischen Einblicke in den beruflichen Alltag zu geben. Unter den Medfluencern finden sich Ärzte, Medizinstudierende, Pflegepersonal, Mitarbeitende aus dem Rettungswesen sowie Apotheker.

3,5 Millionen Clicks für ein Video

David Reckers, angehender Allgemeinmediziner, hat mit seinem Instagram- und TikTok-Account «Der Hausarzt» knapp 300 000 Follower und erreicht mit manchen Videos bis zu 3,5 Millionen clicks. In seinen Beiträgen versuche er jeweils Themen zu wählen, die möglichst viele Leute betreffen, wie er betont. So informiert er etwa über Laborwerte, Schnittwunden, Ödeme oder Zeckenstiche. Weshalb er die sozialen Medien zur Wissensvermittlung wählt? «Darüber lassen sich viel schneller und auch viel mehr Menschen erreichen als durch klassische Aufklärungskampagnen. Kurzvideos, die einem eingespielt werden, haben einen deutlich grösseren Effekt», ist er überzeugt. Und das gilt nicht zuletzt auch mit Blick auf die junge Zielgruppe, an die sich Medfluencer mit ihrem Content richten.

Gefahr von Falschinformationen

Die Kehrseite der Medaille: Nicht immer lassen sich die Qualifikationen der vermeintlichen Experten nachprüfen, womit die Gefahr steigt, dass Falschinformationen verbreitet werden.
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