Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

, 19. Juni 2024 um 05:33
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Womöglich braucht es noch «den einen oder anderen heissen Prämienherbst»: Preisüberwacher Meierhans  |  Bild: admin.ch
Für den Preisüberwacher des Bundes ist das Gesundheitswesen bekanntlich ein Schwerpunktthema. Und Stefan Meierhans schafft es seinerseits immer wieder, die Branche mit seinen Ideen zu provozieren. Jüngst forderte er zum Beispiel tiefere Spitaltarife, was umgehend den Spitalverband Hplus auf die Palme brachte.
In seinem neusten Newsletter konzentriert sich der Preisüberwacher erneut auf die Gesundheitsbranche. Diesmal malt er aus, wie sich das System idealerweise entwickeln würde.
In Meierhans' Utopie müsste die Politik viel stärker auf die Errichtung überregionaler Gesundheitsnetze setzen. Diese Organisationen würden dann die ganze Versorgungskette abdecken und ein Jahresbudget haben, mit dem sie die zugeteilten Versicherten in Eigenregie betreuen.

Direktkauf im Ausland

«Der Verdienst der Netze ist umso höher, je gesünder die Versicherten sind», so Meierhans. Und folglich hätten die Manager dort ein Interesse, möglichst viel in die Gesundheitsförderung und -aufklärung zu investieren, die ambulante Praxis- und Spitalinfrastruktur zu stärken – jedoch stationäre Kapazitäten nur im notwendigen Umfang bereitzustellen.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Tatsächlich findet sich das Konzept in der Versorgungsorganisation «Réseau de l’Arc», die Swiss Medical Network, Visana und der Kanton Bern im Jurabogen aufbauen.
Eine weitere Idee in Meierhans’ Konzept: Die Gesundheitsnetze dürften ihre Medizinalartikel, Hilfsmittel und Medikamente auch direkt im Ausland beschaffen.

Je gesünder, desto mehr Geld

Innerhalb eines Gesundheitsnetzes wiederum – so der nächste Punkt – erhielten jene Ärzte einen Bonus, deren Patienten (altersadjustiert) die besten Gesundheitswerte aufweisen oder die besten Erholungsraten nach notwendigen Eingriffen erzielen. Dies, so Meierhans, könnte helfen, die Qualität hoch zu halten.
Dabei soll es den Versicherten möglich sein, das Gesundheitsnetz zu wechseln. Die verschiedenen Organisationen kämen damit in einen Wettbewerb zueinander.
Meierhans stellt auch die Frage nach den Chancen solch eines Umbaus – und ist sich bewusst, dass die Hürden hoch sind.

Remember Managed Care?

Denn in manchem erinnert das Konzept auch an die so genannte «Managed Care Vorlage», die das Volk 2012 wuchtig versenkte. Sie sah vor, dass die Kassen ein Budget aufstellen, welches die Ärztenetzwerke jeweils einzuhalten hätten: Sollten die Ärzte mehr ausgeben, müssten sie sich zur Hälfte an den Mehrkosten beteiligen; blieben sie unter dem Budget, so erhielten sie die Hälfte des Überschusses.
Das klare 76-Prozent-Nein wurde dann weitgehend damit erklärt, dass die Bevölkerung Leistungskürzungen befürchtete.
Inzwischen, ein Dutzend Jahre und diverse Prämienrunden später, seien die Chancen solcher Projekte sicher grösser, so Meierhans. Aber wömöglich «braucht es zur Erreichung des Kippmoments für ein qualitativ besseres und zugleich günstigeres Gesundheitssystem noch den einen oder anderen heissen Prämienherbst.»
Und weiter: «Bis dahin halte ich den Druck auf die Tarife und Preise im Gesundheitswesen weiter aufrecht. Versprochen!»

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