Ein Programm für 50 Augenkrankheiten

Das Diagnose-System DeepMind von Google wurde nun in der Ophthalmologie getestet: Es erkennt mittlerweile Dutzende häufige Erkrankungen so präzise wie gute Ärzte.

, 26. August 2018 um 21:16
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Google arbeitet seit rund zwei Jahren mit dem Moorfields Eye Hospital in London zusammen. Gemeinsam arbeiteten Spital-Ophthalmologen und Google-Entwickler daran, das Künstliche-Intelligenz-System DeepMind  für die Diagnostik einzusetzen.
Die beiden Partner melden nun erste und rasche Erfolge: Nachdem DeepMind knapp 15'000 Scans von diversesten Augenkrankheiten zum «Lernen» vorgesetzt worden waren, erreichte das System in ersten Tests so zuverlässige Werte wie erfahrene Ärzte. Dabei muss man wissen: 15'000 OCT-Scans sind noch keine sehr grosse Basis für ein selbstlernendes Programm.
Dennoch: In ersten Versuchen wurden insgesamt 50 verschiedene häufige Krankheitsbilder durchgespielt, darunter Glaukome, Diabetische Retinopathie und Makuladegenration. Und das Programm schaffte es, 94,5 Prozent der vorgesetzten Augenleiden richtig zu diagnostizieren.


Das Muster wurde bekanntlich schon mehrfach erfolgreich durchgespielt, in verschiedenen Feldern: bei der Erkennung von Metastasen in Lymphknoten,  bei der Diagnose von Lungenkrebs und Brustkrebs oder bei der Erkennung von Herzerkrankungen
Ziel ist dabei nie, Ärzte zu ersetzen oder in die zweite Reihe zu stellen, sondern ein effizienterer Einsatz der Mittel.

Wer soll das denn interpretieren?

Das Moorfields Eye Hospital, eine der grössten Augenkliniken Grossbritanniens, steht beispielsweise vor dem Problem, dass die Zahl der Augenscans im Spital so stark angestiegen ist, dass die menschlichen Experten nicht mehr damit nachkommen, sie zu interpretieren. In allen dem Moorfields-NHS-System angeschlossenen Kliniken, Praxen und Ambulatorien fallen pro Tag mittlerweile rund 1'000 solcher Bilder an.
Es drohen also Verzögerungen und auch «falsche Wege» bei der Behandlung von Augenkrankheiten.
Kurz: Der nun verkündete Durchbruch mit dem Google-System, so die Idee, soll insbesondere bei der Triage helfen. «Die AI-Technologie, die wir entwickeln, wird so angelegt, dass wir damit priorisieren können, welche Patienten zuerst von einem Arzt oder einem Experten gesehen werden müssen», sagt Pearse Keane, einer der am Projekt beteiligten Ärzte in London. In einem weiteren Schritt sei zu hoffen, dass die Künstliche Intelligenz auch zu konsistenteren und bessren Ergebnissen führt.
Als nächstes beginnen nun die klinischen Versuche mit dem System. Wenn die Technologie dereinst eingeführt wird, dürfen die Moorfields-Ärzte als Mitentwickler das Google-System fünf Jahre lang gratis benutzen.
Pearse Keane, Arzt am Moorfields Eye Hospital, und Trevor Back, Forschungschef der Google-Tochter DeepMind Health, über Nutzen und Wirkung ihres Systems:
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