Im Spital Bülach brodelt es. Es ist ein Richtungsstreit zwischen der Spitalleitung und einem grossen Teil der Belegschaft ausgebrochen. Dabei geht es unter anderem um die Konsolidierung der Betten, die massive Redimensionierung der Neonatologie und um die fristlose Entlassung des Chefarztes der Inneren Medizin, Nic Zerkiebel. Das Personal wirft speziell dem Spital-CEO Rolf Gilgen - aber auch dem Verwaltungsrat - strategisches und kommunikatives Versagen vor ( «Medinside» hat unter anderem
hier ausführlich darüber berichtet). Bereits Ende Oktober forderte die Ärztegesellschaft des Zürcher Unterlandes (AZUL) an einem Podium personelle Konsequenzen. Nun doppelt der Verband noch einmal hochoffiziell nach.
In einem «Medinside» vorliegenden Schreiben, dass an die Eigentümergemeinden des Spitals und den Verwaltungsrat adressiert ist, wählt AZUL deutliche Worte.
- «Der CEO Rolf Gilgen und der Verwaltungsratspräsident Christian Schär müssen entlassen respektive abgewählt werden.
- Die Geschäftsleitung des Spitals muss derart umgestaltet werden, dass Ärzteschaft und Pflegedienst gleich stark vertreten sind wie die Spitalverwaltung.
- Im Verwaltungsrat muss wieder mindestens ein Vertreter der lokalen Ärzteschaft Einsitz nehmen.
- Der unbegründet entlassene Chefarzt Innere Medizin Nic Zerkiebel muss dringend kontaktiert und rehabilitiert werden. Seine hohe fachliche Qualifikation wurde auch von der jetzigen Spitalleitung nie in Frage gestellt. Es ist geradezu grotesk, dass das Spital Bülach diesen fachlich und menschlich höchst qualifizierten Chefarzt und Krisenmanager mit MBA in der grösst vorstellbaren Krisensituation zwar noch auf der Payroll hält, aber vor die Tür stellt, umgekehrt aber an einer Spitalleitung festhält, die ihre Legitimation vollständig verloren hat.
- Die AZUL empfiehlt zudem den Spitalgemeinden, das anstehende riesige Bauvorhaben nicht in die Hände der bisherigen Spitalleitung zu legen, sondern dieses Bauvorhaben erst durch eine neue Spitalleitung in Angriff nehmen zu lassen.»
Steht das Spital bald ohne Ärztinnen und Ärzte da?
Die rund 300 AZUL-Mitglieder und der AZUL-Vorstand seien «besorgt um die Zukunft des Spitals Bülach», begründet man die Forderungen. Die «zurückliegenden Ereignisse mit einer unerwarteten Chefarztentlassung und die derzeitige Ungewissheit über die weitere Entwicklung des Spitals» verunsichere nicht nur «uns Zuweiser, sondern auch unsere Patienten und ganz besonders die für das Überleben des Spitals wichtigen Privatpatienten, die sich in den Händen der bisherigen ärztlichen Leitung sehr gut aufgehoben fühlten.» Die Gefahr sei gross, dass das Spital Bülach «bald ohne einen Grossteil der Kaderärzte» dastehe.
Wie der Vorstand der AZUL weiter schreibt, hat er Anfang November eine «Taskforce Spital Bülach» gebildet. Diese werde die Situation am Spital «weiter beobachten, nach praktikablen Lösungen suchen und für alle Stakeholder als Gesprächspartner zur Verfügung stehen».