Das Rennen ums beste E-Rezept

Nachdem sich Onlinedoctor letzte Woche für das erste E-Rezept gerühmt hat, zeigt sich: Auch andere Anbieter haben E-Rezepte – einfach ein bisschen anders.

, 17. August 2022 um 13:26
image
  • ärzte
  • praxis
  • telemedizin
Onlinedoctor sei der erste Anbieter von Telemedizin, der E-Rezepte anbiete: So rühmte sich das St. Galler Teledermatologie-Unternehmen letzte Woche in einer Pressemitteilung.

Neu ist: E-Rezept geht an die Patienten

Doch so absolut stimmt die Anpreisung nicht. Richtig wäre: Onlinedoctor ist der erste Anbieter, der elektronische Rezepte direkt an seine Patienten übermittelt. Denn auch andere Anbieter stellen bereits E-Rezepte aus. Zwei Beispiele:

Medi24 übermittelt E-Rezept an Apotheke

So gibt es auch beim Telemedizin-Anbieter Medi24 elektronische Rezepte. Mit einem kleinen Unterscheid: Medi24 schickt alle Rezepte – ob auf Papier oder elektronisch - nur direkt an eine Apotheke. Diese Art von E-Rezept, so Daniel Birrer von Medi24, sei derzeit die sicherste Lösung auf dem Markt. Die Kunden von Medi24 können wählen, in welche Apotheke das Rezept geschickt werden soll.

Bluecare für «analoge» Ärzte

Es gibt Anbieter wie das Winterthurer Unternehmen Bluecare, das auch Ärzten, die nicht in der Telemedizin arbeiten, eine elektronische Rezeptübermittlungshilfe anbietet. Wie bei Medi24 können die Ärzte auch bei Bluecare ihre Rezepte aber nur direkt an die Apotheken übermitteln und nicht den Patienten.

Mit digitaler Unterschrift

Wie sicher ist die Bluecare-Lösung? Sehr sicher, versichert Jeannine Meyer von Bluecare gegenüber Medinside. Einerseits muss sich der Arzt, der das E-Rezept ausstellt, mit einem persönlichen Anschluss beim Health-Info-Net (HIN) ausweisen und kann nur so das Rezept digital unterschreiben.
Andererseits werden die Rezepte vom Arzt direkt in jene Apotheke übermittelt, die der Patient ausgewählt hat. «Dadurch wird sichergestellt, dass das Rezept nicht kopiert werden kann», sagt Jeannine Meyer.

Onlinedoctor schickt Rezept an Patienten

Onlinedoctor ist derzeit wohl das einzige Unternehmen, das E-Rezepte direkt an die Kunden übermittelt. Onlinedoctor begründet das damit, dass Rezepte rechtlich gesehen eine Urkunde und damit Eigentum der Patienten seien.
Onlinedoctor kann das Rezept auf sicherem Weg dem Patienten schicken, weil es einen QR-Code hat und deshalb nicht einfach kopierbar und mehrfach einlösbar ist.

E-Rezept mit Nebenwirkung

Diese Kodierung hat dann aber eine unerwünschte «Nebenwirkung»: Das E-Rezept lässt keine freie Apothekenwahl zu. Derzeit lässt es sich nur in sieben Amavita-Apotheken vor Ort einlösen oder online in den Versandapotheken von Amavita und Sunstore.
Das ist nicht weiter verwunderlich, da die E-Rezepte von der Galenica-Tochter HCI Solutions entwickelt worden sind – und damit auch die Galenica-Apotheken vorerst zum Zug kommen.

Auf Verlangen auch anderes Rezept

Als Medinside den Schönheitsfehler vor einer Woche hier publik machte, schob Onlinedoctor nach: «Wir bieten allen Patienten, die kein E-Rezept wollen oder zu einer anderen Apotheke gehen möchten, ein Papier-Rezept an. So möchten wir auch schon während dieser frühen Pilotphase sicherstellen, dass selbst entschieden werden kann, in welche Apotheke die Person gehen möchte», so Tobias Wolf, Mitgründer von Onlinedoctor, gegenüber Medinside.

Noch kein Standard in der Schweiz

Derzeit gibt es in der Schweiz keinen nationalen Standard in Bezug auf E-Rezepte. Anders in Deutschland, wo ab dem 1. September 2022 verbindliche Regeln gelten
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Britischer Arzt wollte mit falscher Covid-Impfung morden

Ein Arzt ist zu mehr als 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wollte den Partner seiner Mutter mit einer Gift-Injektion umbringen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

image

Plädoyer für die Teilzeit-Krankschreibung

Es sei überholt, dass man nur ganz krank oder gar nicht krank sein kann, findet der oberste Arzt Deutschlands.

image

Ehemaliger HUG-Chefarzt und Covid-Experte wechselt zu Privatspital

Jérôme Pugin wurde in Genf bekannt als Intensivmediziner und Symbolfigur im Kampf gegen Covid. Nun wird er medizinischer Direktor des Hôpital de La Tour.

image

Bundesrat regelt das militärische Gesundheitswesen

Bisher fehlten in der Schweiz spezielle Regeln für das militärische Gesundheitswesen. Nun will der Bundesrat diese Lücke füllen.

image

Hohe Auszeichnung für CHUV-Forscher

George Coukos wurde in die U.S. National Academy of Medicine für Krebsforschung gewählt.

Vom gleichen Autor

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.