Deutsche Ärztin will Immunitätsstatus ermitteln

Elke Austenat vermutet, dass mehr Menschen «immun» gegen Sars-CoV-2 sind, als angenommen. Die Ärztin will eine grosse repräsentative Erhebung durchführen.

, 27. August 2021 um 10:01
image
  • coronavirus
  • ärzte
  • deutschland
  • impfung
  • studie
  • immunologie
Ist Impfen der einzige Weg aus der Corona-Pandemie, wie so viele der Überzeugung sind? Wie sieht es mit der bereits bestehenden natürlichen Immunität aus – wäre diese nicht auch massgebend und sollte deshalb anerkannt werden?
Solche Gedanken macht sich Elke Austenat. Die 76-jährige deutsche Fachärztin für Innere Medizin führt eine Privatpraxis für Diabetologie in Berlin (Grunewald) und arbeitet als internationale Beraterin im Bereich Diabetes mellitus sowie als Publizistin. Austenat erhielt den Johann-Gottlieb-Fichte-Preis der Humboldt-Universität Berlin, der eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen von 1962 bis 1974 war.

Immunität: Viel höher als man denkt? 

Die Ärztin hat vor rund zwei Monaten die Bürgerinitiative «Evidenz der Vernunft» gegründet. Diese hat das Ziel, den Immunitätsstatus in breiteren Teilen der Bevölkerung zu überprüfen: Wie viele Menschen haben bereits eine Immunität erreicht? Austenat möchte damit unter anderem auch klären, ob die derzeit «massiv betriebene» Impfkampagne überhaupt erforderlich ist, wie dem deutschen Watchblog «NachDenkSeiten», auf dem ein Interview mit ihr veröffentlicht wurde, zu entnehmen ist.
Austenat vermutet, dass die Immunität viel höher sei, als man denke. Eine stille Feiung, also ein unbemerkt entstandener Immunschutz nach einem symptomlosen Verlauf einer Infektion, könne dafür sorgen, dass sich die notwendige Immunität in der Gesellschaft entwickle. Wenn die Menschen mehrheitlich immun seien – ob durch stille Feiung, einen durchgemachten Krankheitsverlauf oder durch Impfung –, bestehe keinerlei Grund für Angst und Panik. Das könne die Sicherheit der Menschen wieder herstellen – und auch das wirke sich positiv auf das Immunsystem aus, sagt die 76-Jährige gegenüber dem Watchblog.

PCR-Test sei nicht geeignet 

Um eine gesellschaftliche oder individuelle Gefährlichkeit des Erregers Covid-19 zu beweisen, sei der PCR-Test kein Mass, kritisiert Austenat auf der Webseite, die sie anlässlich der Bürgerinitiative aufgebaut hat. Dies könne nur im Zusammenhang mit den klinischen Symptomen erfolgen und der Erhebung des Immunstatus.
Um zu beweisen, dass viele Menschen «immun» gegen Sars-CoV-2 und seine Mutationen seien, würden breit angelegte Antikörper- und/oder T-Zell-Immunitäts-Erhebungen benötigt, so die Ärztin gegenüber «NachDenkSeiten». Auf der Webseite schreibt sie, dass es bei Covid-19 von immenser Bedeutung sein könne, dass nicht überdurchschnittlich häufig Antikörper nachweisbar seien, sondern eine sogenannte T-Zell-Immunität. Wie Forschungsergebnisse belegen würden, erfolge bei Menschen, die keine Antikörper entwickelten, die Immunabwehr gegen das Virus vorrangig über sogenannte T-Lymphozyten, die das Virus komplett eliminierten.

Grosse repräsentative Studie soll Aufschluss geben

Austenats Ziel ist es, eine Studie mit mehreren Tausend Teilnehmern durchzuführen – wichtig seien vielfältige Auswertungen, diese könnten alle anhand des Fragebogens ermittelt werden. Geschlecht, Region, Alter, Vorerkrankungen oder Berufsgruppe würden analysiert und auch der Corona-Status – geimpft, nicht geimpft, Symptome – sowie die verschiedenen Arten der Antikörper und die T-Zell-Immunität würden abgefragt werden.
Es sei nicht nachvollziehbar, schreibt die deutschte Ärztin, dass die Versicherungen nicht daran interessiert seien, zu erfahren, wer Immunität aufweise – noch bis zum Mai 2021 sei die Untersuchung der Antikörper nicht als Kassenleistung angeboten worden. Seitens der Versicherungen heisse es häufig, dass nicht gewusst werde, wie lange die Immunität anhalte.

Hofft auf Unterstützung von Ärzten und Wissenschaftlern

Personen mit einer Corona-Erkrankung seien für mindestens sechs bis acht Monate immun, schreibt Austenat und bezieht sich dabei insbesondere auf die Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Public Health von der beim Robert-Koch-Institut (RKI) angesiedelten Ständigen Impfkommission (STIKO). Menschen, die eine Immunität gegen die entsprechende Mikrobe aufweisen würden, sollten für sechs bis acht Monate nicht geimpft werden, findet sie und stützt sich dabei ebenfalls auf die Empfehlungen des RKI und der STIKO vom 24. Juni 2021 (siehe S. 5).
Austenat hofft darauf, dass weitere Ärzte und Wissenschaftler bei ihrer Studie mithelfen «und wir so zu einer grossen repräsentativen Erhebung und Evaluierung kommen». Natürlich wäre es ihr Wunsch, eine Peer-reviewed-Dokumentation zu veröffentlichen, aber das koste Zeit. Ihr Ziel sei es deshalb vorläufig, eine Vorab-Publikation zu machen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Clinicum Alpinum Liechtenstein: Mitgründer tritt zurück

Marc Risch übergibt das Zepter an Pavel Ptyushkin.

image

Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

image

VSÄG: Schlagabtausch zwischen abgewählter Präsidentin und Kantonsarzt

Monique Lehky Hagen wurde als Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft abgewählt - und warf dem Kantonsarzt Eric Masserey Manipulation vor. Dieser kontert.

image

Spital Emmental: Neues Führungsteam für das chirurgische Departement

Ab Januar 2025 wird Matthias Schneider Chefarzt der Chirurgie, André Gehrz sein Stellvertreter in Burgdorf. Stephan Vorburger wechselt intern.

image

Massiv weniger Frühgeburten während Corona

Deutsche Daten zeigen verblüffende Abweichungen während der Lockdowns. Das könnte wichtige Einsichten für Neonatologie und den Umgang mit Risikoschwangerschaften eröffnen.

image

Allcare: Hausarztkette in Zürich ist konkurs

Ärztemangel, galoppierende Lohnforderungen, fehlendes Commitment: dies die Erklärungen für die Notlage.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?