Google will unser Blut entnehmen – ohne Nadelstiche

Der Internet-Konzern hat ein Patent für ein neues Verfahren zur Blutentnahme eingereicht. Klingt abwegig? Könnte durchaus Sinn machen.

, 7. Dezember 2015 um 18:00
image
  • trends
  • google
Offiziell gemacht wurde die Sache am 3. Dezember 2015: An diesem Donnerstag veröffentlichte das US-Patentamt einen Antrag für ein Apparätchen zur Blutentnahme, eingereicht von Google Inc., Mountain View.
Der Patentantrag lautet auf ein «Needle-Free Blood Draw». Nach der Beschreibung wird Gas in einen kleinen Zylinder eingestossen, welcher wiederum Mikro-Partikel enthält, die in der Lage sind, die Haut zu punktieren. Durch Negativ-Druck wiederum wird dann das Blut angezogen und in einen weiteren Zylinder zur Erfassung geleitet.

Kleiner als mit der dünnsten Nadel

Zum einen könnte dieses Verfahren für den Glucose-Test eingesetzt werden und hierbei Erleichterungen bringen, so die Erläuterung in der Patentschrift. Zugleich könnten die Schmerzen weiter minimiert werden. Ein Kernvorteil des Verfahrens liegt offenbar darin, dass die Punktierung nochmals kleiner sein dürfte als selbst mit der dünnstmöglichen Nadel (welche am Hautwiderstand ab einem bestimmten Punkt zu scheitern beginnt).
Dem kalifornischen Tech-Konzern geht es hier aber offenbar nicht nur um Praktikabilität und Nutzerfreundlichkeit. Wie der Patentantrag weiter erläutert, könnte das Zylinderchen dereinst auch in eine Smartwatch eingebaut werden. Das heisst also: die Blutentnahme wird zum festen Bestandteil der Health-Wearables. Und hier dürfte wohl der Kern der Sache liegen.
  • United States Patent Application 20150342509: «Needle-Free Blood Draw»
Dass Google – wie zahllose andere Tech-Giganten von Apple bis IBM – stark nach neuen Gesundheits-Angeboten forschen, ist bekannt. Der Suchmaschinen-Konzern betreibt eine eigene Life-Sciences-Division, die unter anderem ein Armband zur Beobachtung des Gesundheitszustandes oder Kontaktlinsen zur Messung des Glukose-Spiegels entwickelt (letzteres gemeinsam mit Novartis).

«Einige reifen, andere nicht»

Weiter arbeitet Google mit der Medizinaltechnikfirma Dexcom an einem Armband, das ebenfalls von Diabetikern zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels eingesetzt werden könnte. Insofern scheint es durchaus naheliegend, dass das neue Patent eine Erweiterung beziehungsweise Verstärkung der Diabetes-Forschung von Google darstellen könnte.
Ob und wann der Blutentnahme-Zylinder auf den Markt kommt, ist noch völlig offen. Gegenüber dem Technikportal «The Verge» sagte ein Google-Sprecher, man habe «Patente zu einer Palette von Ideen – einige davon reifen später zu Produkten und Dienstleistungen, andere nicht. Aus unseren Patenten sollten nicht zwangsläufig spätere Produktankündigungen abgeleitet werden.»
Google Life Sciences heisst jetzt Verliy. Zu Deutsch: Wahrlich. «Nur durch die Wahrheit werden wir Mutter Natur bezwingen»: Mit diesem Anspruch erklärte Andy Conrad den Namen; Conrad ist der CEO der seit Sommer als eigene Division organisierten Gesundheitsforschung von Google.
Gegenüber dem Medizin-Portal «Stat» meinte Conrad weiter, der Fokus der Forschung liege auf der Verlagerung der Medizintechnologie «von reaktiv zu proaktiv, von Intervention zu Prävention».
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Der Kanton Zürich mausert sich zum Digital-Health-Standort

Die kantonale Standortförderung listet 120 E-Health-Firmen auf – und meldet dabei ein solides Wachstum. Dies obwohl die Finanzierung im internationalen Vergleich eher mager ist.

image

Grundversorgung: Das möchten die Leute nicht

Mit Kiosken und KI-Diagnostik sollte in den USA das Gesundheitswesen revolutioniert werden. Jetzt wird das Multimillionen-Projekt abgebrochen. Der Fall zeigt: In der Grundversorgung ist menschliche Nähe unersetzlich.

image

In der Rehaklinik üben Patienten mit einer App

Reha-Training mit dem Tablet: In der Klinik Tschugg analysiert der Computer unter anderem die Aussprache.

image

Sätze, die man zu schwerkranken Patienten nicht sagen sollte

«Alles wird gut.» «Kämpfen Sie!» «Was haben die anderen Ärzte gesagt?»: Eine Studie identifiziert Floskeln, die kranke Menschen verunsichern können.

image

Weniger Schlaganfälle dank dem schlauen Auto

Deutsche Wissenschaftler verwandeln das Automobil in ein Diagnose-Vehikel.

image

Genolier Innovation Hub: Wo sich medizinische Visionen und klinische Praxis treffen

Der Genolier Innovation Hub wird an diesem Wochenende eröffnet. Der Campus am Genfersee soll weltweit bekannt werden – wegen Firmen, die hier an den Grenzen der Medizin forschen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.