Das Freiburger Spital durchlebt schwere Zeiten. Fürs nächste Jahr wurde noch gar kein Budget bekannt, da die ersten Voranschläge ein Defizit von bis zu 15 Millionen Franken befürchten liessen und in der Folge nochmals überarbeitet werden mussten. Letztes Jahr dürfte das Minus
rund 10 Millionen Franken betragen haben.
Ein Lösungsvorschlag dazu wurde offenbar bereits im vergangenen April eingereicht. Damals meldete sich Hirslanden-CEO Ole Wiesinger bei HFR-Direktorin Claudia Käch und schlug ihr eine Partnerschaft vor. Dies meldet
«Le Temps»; die Zeitung aus Lausanne hatte Einblick in den Briefwechsel.
Freiburg wie Zürich
Wiesingers Idee: Die Privatklinik-Gruppe Hirslanden könnte ihr Knowhow bei der Standardisierung von Prozessen und der Schaffung von Synergien auch auf eine öffentliche Institution wie die Freiburger Kantonsspital-Gruppe übertragen. «Wir haben eine tiefe Kostenstruktur und können dennoch eine qualitativ hochstehende Betreuung bieten», schrieb der Hirslanden-CEO an HFR-Chefin Käch. «Vielleicht könnten wir uns treffen, um eine Zusammenarbeit zu prüfen.»
Dass die Privatklinik-Gruppe sich dafür interessiert, auch das Management von öffentlichen Häusern zu übernehmen, ist ein offenes Geheimnis.
Im Frühjahr 2017, also fast zeitgleich, wandte sich Wiesinger mit einem ähnlichen Vorschlag an die Zürcher Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen. Er bekundete Interesse an den defizitären Stadtspitälern Triemli und Waid und schlug der Stadträtin eine breite Palette von Möglichkeiten zur Prüfung vor –von einzelnen Kooperationsprojekten bis zur Übernahme des Gesamtbetriebs der Stadtspitäler. Hirslanden wolle dazu beitragen, dass Zürich nicht jedes Jahr gewaltige Steuermittel in seine Spitäler stecken müsse.
Eher nicht, sicher nicht jetzt
SP-Politikerin Nielsen
zeigte sich gesprächsbereit (auch wenn angesichts der politischen Mehrheiten in Zürich nicht mit einer Abgabe der Stadtspitäler zu rechnen ist). In Freiburg gab sich Claudia Käch indessen kategorischer. Im Antwortbrief vom 4. Mai schreibt sie, man habe den Vorschlag in der HFR-Direktion diskutiert; man anerkenne, dass Hirslanden eine bekannte und prosperierende Gruppe ist; aber man gebe dem Anliegen keine Folge, «zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.»
Der Brief liegt «Le Temps» ebenfalls vor, und die Zeitung rechnet vor, dass er inklusive Grussformeln nur zehn Zeilen umfasse.
Hirslanden bestätigt den Austausch; und dies tut auch die HFR-Pressestelle gegenüber «Le Temps»: «Als öffentliches Spital ist unser Auftrag durch den Kanton klar definiert. Wir offerieren eine breite Palette an medizinischen Dienstleistungen und darüber hinaus engagieren wir uns in der Ausbildung.» Das HFR gehöre dem Staat und sei dort in guten Händen. «Es gibt weder einen Willen noch eine Notwendigkeit, diese Situation zu ändern.»
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