«An einigen Tagen merke ich erst am Abend, dass ich keine Zeit hatte, etwas zu trinken oder auf die Toilette zu gehen», bekennt eine Pflegefachfrau. Sie arbeitet seit zehn Jahren auf der Intensivstation des Lausanner Universitätsspitals (CHUV). Dass sie es so lange dort aushält, hätte sie nicht gedacht, räumt sie ein. Obwohl sie beteuert: «Ich mag den Stress in den Notfallsituationen.» Und sie mag auch die technische Seite, die es neben der menschlichen in diesem Beruf immer brauche.
Die ständige Angst, etwas falsch zu machen
Nicht alle Pflegefachfrauen kommen so lange und so gut zurecht mit ihrem Beruf. Das zeigt der
Dok-Film «Pflege – Zwischen Frust und Leidenschaft» des Schweizer Fernsehens deutlich. «Manche Pflegefachkräfte sind sogar kränker als ihre Patienten», sagt eine der Frauen, die im Film, zu Wort kommen. Sie war Pflegefachfrau – bis ihr Rücken die Belastung durch den Beruf nicht mehr ertrug. Sie musste aufhören.
Eine Mitarbeiterin im Spital Morges bekennt: «Man hat ständig Angst, etwas falsch zu machen, den ganzen Tag. Für mich ist das der grösste Stressfaktor.» Der Film zeigt, wie viel Leid das Pflegepersonal tagtäglich zu verarbeiten hat. Und wie das mit professioneller Distanz gelingt – aber bei manchen auch misslingt. Das sind die Leidenden. Sie steigen meistens irgendwann aus dem belastenden Beruf aus. Zum Beispiel deshalb, weil sie sich einfach nicht mehr mit der Allgegenwärtigkeit des Todes abfinden können.
Trotzdem ist es für viele immer noch der beste Beruf
Im Alter werde es immer schlimmer, bekennt eine Betroffene. Manche finden für sich eine Lösung: «Man darf es nicht zu nah an sich heranlassen, aber man sollte auch keine Mauer um sich herumbauen.» Trotz allem: Immer wieder leuchtet deutlich zwischen allem Stress und Frust auch die Leidenschaft für den Pflegeberuf auf. Etwa dann, wenn eine Pflegfachfrau sagt: «Für mich ist es kein Job wie jeder andere. Für mich ist es der beste Job.»