Pflege: Stinksocken-Aktion verärgert Gesundheitspolitiker

Eine unhygienische «Protestaktion» eines Comedian führt dazu, Unterstützer des indirekten Gegenvorschlags der Pflegeinitiative zu vergraulen.

, 23. Juni 2020 um 07:51
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Der Comedian Michael Elsener ruft Pflegefachleute dazu auf, Gesundheitspolitikern Socken und Strümpfe zu schicken - auch gebrauchte. In einem Video kritisiert er etwa den Personalmangel oder die Arbeitszeitbedingungen in der Pflege. Die Adressen der Politiker, die sich laut Elsener zu wenig für die Pflege(-Initiative) einsetzen, liefert er gleich mit.
Die unhygienische «Protestaktion» kommt bei den Politikern nicht gut an. Für Ruth Humbel, auch davon betroffen, ist die Massenpost ärgerlich und bewirke keinen Meinungsumschwung, wie sie den Zeitungen von «CH Media» sagt. «Im Gegenteil, diese Aktion führt dazu, Unterstützer zu vergraulen.»

Dem Comedian fehlt das Know-How

Sie fühlt sich missverstanden. Die Aargauer Gesundheitspolitikerin habe grosses Verständnis für die Initiantinnen und setzte sich für sie ein. Yvonne Ribi vom Berufsverband der Pflegefachpersonen SBK bestätigt gegenüber der Zeitung, dass sich Humbel «für eine gemeinsame Lösung» eingesetzt habe. 
Der SBK habe mit dem Video nichts zu tun, sagt Ribi weiter. «Die Reaktionen zeigen aber die Befindlichkeiten an der Basis.» Comedian Elsener habe es sicher gut gemeint, verfüge aber nicht über das «inhaltliche Know-how», um die Details der politischen Debatte zu kennen.

Elsener liess das Video gegenchecken

Dies sagt auch Gesundheitspolitikerin Verena Herzog, die das Video zwar «nicht schlecht» findet. Es zeige aber, dass sich Elsener nur «oberflächlich» mit dem indirekten Gegenvorschlag auseinandergesetzt habe. Sie findet die Aktion mit den schmuddeligen Einzelsocken «unhygienisch» und «kontraproduktiv», wie sie der Zeitung sagt. 
Elsener findet es richtig, die Strümpfe an jene Politiker in den Gesundheitskommissionen von National- und Ständerat schicken zu lassen, die entweder die Kommission präsidieren - «oder sich mit markigen Voten im Saal zu Wort gemeldet haben». Die Aktion und die Veröffentlichung der Adressen findet der Satiriker unproblematisch, er habe das Skript für das Video von Profis gegenchecken lassen, wird er im Zeitungsbericht zitiert. 
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