Dass es im Bereich der Schönheitschirurgie etwas marktmässiger zugeht als in anderen Fachbereichen – das ist klar. Mittlerweile sieht man zum Beispiel in Zürich Tramwerbung für Brustverschönerungen. Man kann online die Preislisten der verschiedensten Jobs anschauen. Und mit der – inzwischen in eine Gruppe von Spezialzentren umgewandelten – Firma Acredis wurde hierzulande ja auch früh die Idee eines einschlägigen Vergleichsportals getestet.
Gut möglich also, dass wir hier demnächst mit einem weiteren Industrialisierungs-Schritt konfrontiert werden. Das wäre: die Online-Telemed-App im Bereich der ästhetischen Chirurgie. Oder aber auch: die Einführung des Uber-Prinzips.
Jeder Arzt hat seine Seite
In den USA wurde nun das erste Projekt dieser Art lanciert. Sein Name:
Zwivel. Hinter dem Unternehmen steht ein Schönheitschirurg aus
New Jersey, Gary Brewlow. Seine Idee: Man schaltet sein Gerät an; man kreuzt die heiklen Körperstellen mithilfe eines Avatar-Bildes an; man lädt dann allenfalls einige Fotos von sich auf; man grenzt die Gegend ein, in der man sich dem Eingriff unterziehen will; man legt noch eine finanzielle Obergrenze fest – und dann schickt man die Angaben an alle Ärzte, die in Frage kommen.
Die Ärzte wiederum haben auf der Plattform jeweils ein eigene Seite mit den nötigen Angaben über sich und ihre Praxis.
Im nächsten Schritt liegt es an den Medizinern beziehungsweise Kliniken, den eingesandten Fragebogen zu beurteilen und Antwort zu geben. Als Patient wiederum kann man danach über Zwivel mit zwei Klicks einen Termin vereinbaren – um den Eingriff wirklich konkret zu machen.
Werbevideo: So funktioniert Zwivel
Den Anbietern steht hier natürlich eine neue Präsentationsform zur Verfügung. Angesichts des digitalen Werbeaufwands, der im Bereich der Schönheits-Chirurgie betrieben wird, könnte sich so ein Angebot tatsächlich als interessante Alternative erweisen. In den USA haben sich in den ersten Wochen nach der Lancierung gut 750 Ärzte angeschlossen.
Auf der anderen Seite wird bei potentiellen Patienten die Einstiegshürde zum schönheitschirurgischen Eingriff mit Zwivel gesenkt.
Die Ärzte könnten ja auch abraten…
Die Macher der Plattform schränken auch gleich ein, dass die einzelne Beratung durchaus in eine Gegenrichtung gehen könne: Die Ärzte können bereits beim ersten Online-Kontakt eine Meinung abgeben, ob der gewünschte Eingriff überhaupt sinnvoll ist, so ein Sprecher des Unternehmens zum Wirtschaftsportal «Business Insider» – und allenfalls auch zu einer Alternative raten.
Doch befragt nach dem Ziel des Unternehmens lautete die klare Antwort: Zwivel wolle das Gesicht einer statischen Branche verändern…
So weit, so klar in der Tendenz? Nicht unbedingt. Denn erwähnt sei ein Gegentrend, der sich offenbar ebenfalls USA bemerkbar macht: Danach engagieren sich mehr und mehr plastische Chirurgen dafür, dass vor einem solchen Eingriff gewisse psychologische Abklärungen gängig oder gar obligatorisch werden.
Also lieber mehr als weniger Hürden vor einer Schönheitsoperation.
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