Ab 15. Oktober gilt fürs Pflegepersonal in Frankreich eine harte Regelung: Wer bis zu diesem Datum nicht geimpft ist, erhält keinen Lohn mehr. Das hat die Nationalversammlung nach hartem Ringen beschlossen. Ursprünglich sollten Pflegefachleute ohne Impfung sogar entlassen werden. So weit wollten die Abgeordneten schliesslich aber nicht gehen.
Ab morgen wird gestreikt
Erste Spitäler, etwa das Hôpital Édouard-Herriot in Lyon, haben bereits Streiks angekündet. Ab morgen Donnerstag will das Pflegepersonal seine Arbeit auf unbeschränkte Zeit verweigern.
«Wir fordern, dass alle die freie Wahl haben, ob sie sich impfen lassen wollen – ohne Zwang und ohne Kündigungsdrohung», teilten die Gewerkschafter laut französischen Medien mit. Sie möchten erreichen, dass auch ungeimpftes Personal arbeiten darf, wenn es Schutzmaterial trägt und die Vorsichtsmassnahmen einhält.
In der Schweiz: Ohne Zertifikat keine Stelle
Auch in der Schweiz drängen einzelne Gesundheitseinrichtungen auf ein Impfobligatorium für ihre Mitarbeiter. Eine Impfpflicht für die Angestellten einzuführen, dürfte aber rechtlich kaum durchsetzbar sein. Laut Rechtsexperten zulässig ist jedoch ein anderes Vorgehen: Ein Neuenburger Gesundheitszentrum, das kommenden Februar eröffnet wird, stellt gar kein ungeimpftes Personal an. Das Centre Médical des Cadolles (CMC) vergibt die rund 50 neuen Stellen nur Bewerbern, die gegen Covid-19 geimpft sind.
Wie Medinside
hier berichtete, erwartet das privat geführte Zentrum auch vom Büropersonal, dass es in den Bewerbungen einen Impfausweis vorlegt. Für das Centre Médical gehört eine Impfung zur kollektiven Verantwortung.
«Unverhältnismässiger Eingriff»
Ein Impfobligatorium für das gesamte Gesundheitspersonal in der Schweiz wird derzeit diskutiert. Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) lehnt aber ein Impfobligatorium klar ab. Auch einen Ansteckknopf oder eine Markierung, welche den Impfstatus des Pflegepersonals zeigt, will der SBK nicht akzeptieren. Diese «Stigmatisierung» sei rechtlich und ethisch fragwürdig, schreibt der Verband, wie Medinside kürzlich
hier berichtete.
Der Berufsverband der Pflege stellt die Verhältnismässigkeit eines derartigen Eingriffs in die körperliche Integrität und das Recht auf Selbstbestimmung gegenüber dem Nutzen für die Gesamtbevölkerung in Frage.