Derzeit warten in Grossbritannien 4,4 Millionen Patienten auf eine Operation oder auf eine fachärztliche Konsultation. Das ist ein Rekord im staatlichen National Health Service (NHS). Rund 600'000 Patienten warten 18 Monate oder länger, wie aus aktuellen Zahlen des Londoner Gesundheitsministeriums hervorgeht.
Der Hauptgrund für die seit Jahresbeginn stark gestiegene Zahl wartender Patienten ist, dass Fachärzte absichtlich weniger arbeiten, um Steuern zu sparen. Dies berichtet unter anderem
die deutsche «Ärzte Zeitung» am Donnerstag. Tausende Ärzte haben ihr Pensum reduziert
Seit die Regierung steuerliche Frei- und Bemessungsbeträge und andere Steuergesetze geändert hat, lohnt es sich nach Angaben der British Medical Association (BMA) vor allem für besser bezahlte Fach- und Klinikärzte nicht länger, Überstunden zu schieben.
Der Mehrverdienst führe zur Einordnung in eine höhere Steuerklasse. Auch Rentenansprüche würden leiden, so die BMA. Tausende staatliche Fach- und Klinikärzte haben daher seit Jahresbeginn ihr Arbeitspensum reduziert, um weitere Steuern zu vermeiden.
Steuergesetze müssen geändert werden
Die Tatsache, dass im Sommer – zu einer Jahreszeit, in der in der Regel Wartezeiten eher sinken – die Zahlen steigen, besorgt Ärzte und Patientenvertreter. «Das ist alarmierend und lässt nichts Gutes für die Zukunft erwarten», sagte ein Sprecher der British Medical Association (BMA) der «Ärzte Zeitung».
Die wachsenden Wartelisten kommen zur Ungewissheit über den Brexit hinzu, der dem NHS weiter «grosse Probleme» bereitet, so die BMA weiter. Ärzte haben die Regierung zu Änderungen der Steuergesetze aufgefordert, «damit sich Arbeit wieder lohnt».