Ein Eingang wäre für gut betuchte Privatpatienten aus der ganzen Welt bestimmt, der andere für die grundversicherte Lokalbevölkerung: So eine Klinik ist im Berner Bergdorf Saanen geplant.
Amerikanisches Vorbild
Die Gstaad International Healthcare (GIH) will eine hochmoderne Privatklinik nach amerikanischem Vorbild einrichten und damit vor allem die Luxus-Klientel des benachbarten Gstaads ansprechen. Aussergewöhnlich daran ist: In diesem Projekt soll auch eine Gemeinschaftspraxis für die medizinische Grundversorgung Platz finden.
Ein Medical-Hotel
Der Medical-Campus Gstaad soll auf dem Areal des alten Spitals Saanen gebaut werden. Es wird 45 Betten anbieten. «Wir werden eines der ersten vollständig digitalen medizinischen Zentren Europas sein», prophezeien die Initianten. Für die Patienten ist ein Medical-Hotel mit Fünf-Sterne-Standard vorgesehen.
Rund um die Uhr offen
Der Standort-Gemeinde Saanen will die GIH innerhalb des Klinikcampus eine Reihe von öffentlichen Dienstleistungen anbieten, insbesondere eine Gemeinschaftspraxis für die medizinische Grundversorgung.
Ein Anreiz für Hausärzte
Die Gemeinschaftspraxis soll ein attraktiver Arbeitsort für Hausärztinnen und -ärzte werden und eine ambulante Anlaufstelle werden, die rund um die Uhr offen sei.
Als «Zückerchen» stellt die GIH den Ärzten der Gemeinschaftspraxis den Zugang zu den Diagnose-Geräten, zum Labor und zur Fachmeinung der Ärzte aus der Privatklinik in Aussicht.
Links im Bild ist das alte Spital Saanen im heutigen Zustand zu sehen. | GSS
Neurologie und Reha
Für die Privatversicherten und Selbstbezahler will die die Luxusklinik unter anderem Behandlungen von Nervenerkrankungen, Rehabilitation und Lifestyle-Medizin anbieten. Das texanische Unternehmen Medpoint Health Partners wird die Klinik betreiben.
Die Klinik dürfte einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Offenbar ist die GIH noch auf der Suche nach Investoren.
Saaner Volk stimmt ab
Vorerst müssen die Saaner Stimmbürger aber am 9. Juni an der Gemeindeversammlung zustimmen, dass die GIH auf dem Areal des alten Spitals Saanen bauen darf. Dann will das Unternehmen das Projekt weiter ausarbeiten.
Der Gemeinderat befürwortet das Projekt, weil es eine gute Chance sei, einen Teil der anstehenden Probleme der Gesundheitsversorgung von Bevölkerung und Gästen langfristig zu lösen. Im Idealfall könnte der Campus bereits 2027 eröffnet werden.
Diese Köpfe sehen hinter dem Projekt
Die Idee des Gstaad Medical Campus stammt von Ralph Kray. Er war Leiter Internationale Angelegenheiten im Generalsekretariat der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern. Mit ihm im Verwaltungsrat sitzen die deutsche Unternehmerin Babette Herbert und der ehemalige Präsident der Tourismusorganisation Gstaad, Walter Egger. Ein weiterer Mitgründer der Gstaad International Healthcare (GIH) ist Markus Kappeler.
Das andere Luxusklinik-Projekt ist gestorben
Die damals gegründete Firma Gstaad Clinic wird nun aber liquidiert. Das Projekt wird nicht weiterverfolgt. Steven Low wollte in seiner Klinik für Gesundheit und Wellness einheimische Fachkräfte ausbilden und beschäftigen und führende Ärzte in ihren jeweiligen Fachgebieten anziehen.
Für die Bewohner des Saanenlandes wäre die Klinik eine Alternative zu ärztlichen Untersuchungen in Bern oder Thun gewesen. Geplant war eine Walk-in-Klinik für die regionale Bevölkerung.
Weil das Gesundheitswesen immer komplizierter werde und aufgrund seines Alters hat sich der über 90-jährige Steven Low, der seit vielen Jahrzehnten in Gstaad lebt, dazu entschieden, das Projekt zu beenden.