Zum Arzt? In der Romandie jetzt auch in die Apotheke

Eine Konsultation in der Apotheke statt beim Arzt. In der Westschweiz ist das nun möglich. Die Kritik: Das ist gefährlich und letztlich teurer.

, 11. Oktober 2023 um 06:32
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Einige Westschweizer Apotheken dürfen Arzneimitteln nicht nur verkaufen, sondern - mit Bewilligung eines Arztes - auch selber verschreiben. | Pharmasuisse
Ein Dutzend Westschweizer Apotheken stehen seit kurzem für Arztkonsultationen zur Verfügung. Das funktioniert folgendermassen: Die Patienten füllen online einen Fragebogen aus, gehen dann in die Apotheke und werden dort untersucht. Dann erhalten sie die erforderlichen Medikamente.

Ein Arzt muss bestätigen

Bevor die Patienten die Arzneimittel einnehmen dürfen, muss allerdings noch ein Arzt des Telemedizin-Anbieters «Soignez-moi» die Verschreibung prüfen. Es kann rund eine halbe Stunde dauern, bis das Medikament via App bestätigt oder geändert wird.
Der Vorteil dieser Apotheken-Konsultation: Apotheken sind oft besser und schneller erreichbar als Praxen oder Notfallaufnahmen. Und solche Konsultationen sind oft billiger. Sie kosten derzeit pauschal 59 Franken und werden von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen.

Nur harmlose Symptome

Doch die «Billig»-Konsultationen stehen auch bereits in der Kritik:
Der Gang zur Apotheke statt zum Arzt ist nur bei Symptomen möglich, die sowieso nicht einen Arztbesuch voraussetzen: Halsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Erektionsstörungen, Rückenschmerzen oder auch Harnweg-Infekte.
Umgekehrt können die Apotheken dafür rezeptpflichtige Medikamente verkaufen, etwa Antibiotika oder stärkere Schmerzmittel.

Können Apotheken das?

Das sorgt für Misstrauen: Denn die meisten Apotheker sind nicht für die klinische Tätigkeit ausgebildet, und wissen zu wenig Bescheid für eine professionelle Anamnese, klinische Untersuchung, allfällige zusätzliche Abklärungen, Diagnose, Verschreibungen und die Nachsorge.
Dazu kommt: Die Apotheker stehen in einem Interessenkonflikt: Plötzlich verkaufen sie nicht mehr nur Medikamente, sondern können diese auch gleich selber verschreiben. Sollte der Patient gar keine teuren Medikamente brauchen, sondern nur eine Beratung und Betreuung, dürfte der Anreiz gross sein, doch noch zusätzlich ein Medikament zu verkaufen – die Krankenkasse übernimmt es.

Letztlich eher teurer?

Philippe Eggimann, Präsident der Waadtländer Ärztegesellschaft, äusserte sich in «24heures» kritisch. Er fragt sich, warum bei diesem Modell neben dem Telemedizin-Arzt, der die verschriebenen Medikamente bestätigen muss, auch noch die Apotheken beteiligt sind.
Auch andere Kritiker befürchten, dass das Modell eher mehr kostet. Weil mehr Medikamente verkauft würden und weil zusätzlich ein Telemedizin-Unternehmen mitverdient.
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