Corona: Die Stolpersteine in der Behördenkommunikation

Fehlende Erfahrung, personelle Engpässe und gesellschaftliche Herausforderungen. Eine Studie deckt die Schwachstellen in der Schweizer Corona-Informationspolitik auf.

, 24. August 2023 um 12:20
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Krisenkommunikation unter der Lupe: Schweizer Studie enthüllt Mängel in der Corona-Informationsstrategie. | Unsplash
Während der Covid-19-Pandemie spielte die Kommunikation eine zentrale Rolle, um die Bevölkerung über die Situation auf dem Laufenden zu halten und angemessenes Verhalten zu fördern. Eine aktuelle Studie beleuchtet nun die Hindernisse, mit denen die Gesundheitsbehörden bei der Kommunikation während der Pandemie konfrontiert waren.
Viele überraschende Ergebnisse sind in der Studie nicht zu finden. Und auch die Covid-19-Pandemie ist längst vorbei. Trotzdem liefern die Ergebnisse der von Forschenden der Uni Luzern und der Schweizer Paraplegiker-Forschung durchgeführten Analyse wertvolle Einblicke in die Schwachstellen der Schweizer Pandemiekommunikation und bieten gleichzeitig einen Handlungsleitfaden für die Zukunft.

Das waren die grössten Hürden

Eine zentrale Erkenntnis der Studie war, dass es an Erfahrung und Kompetenzen fehlte, um effektiv und zeitnah mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Insbesondere im Umgang mit Krisenkommunikation und Social Media fehlten entsprechende Kenntnisse. Die Herausforderung, kontinuierlich, schnell und präzise zu informieren, wurde durch unzureichend geschultes Kommunikationspersonal verstärkt.
Die Studie, die im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Forschungsprojekts unter der Leitung von Sara Rubinelli und Nicola Diviani durchgeführt wurde, basiert auf der Befragung von 25 Mitarbeitenden der kantonalen Gesundheitsämtern und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Diese Expertinnen und Experten hatten während der ersten beiden Corona-Wellen in den Jahren 2020 und 2021 Kommunikationsverantwortung inne.

Träge Verwaltung und Fake News

Ein weiteres Hindernis war der Personalmangel. Die stark gestiegene Nachfrage der Bevölkerung nach Informationen überforderte die knappen personellen Ressourcen der Gesundheitsämter. Als zusätzliche Hürden erwiesen sich die starren Verwaltungsstrukturen: Sie erschwerten nicht nur die Umverteilung finanzieller und personeller Ressourcen, sondern verhinderten auch die Entwicklung und Erprobung flexibler und kreativer Kommunikationsansätze.
Die Komplexität der wissenschaftlichen Situation rund um Covid-19 stellte eine weitere Herausforderung dar. Die Verwaltungen mussten unsichere und vorläufige Erkenntnisse in klare Botschaften für die Öffentlichkeit umwandeln. Das schwindende Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft und Institutionen verschärfte die Situation zusätzlich. Die rasche Verbreitung von Halbwahrheiten und Fehlinformationen über soziale Medien trug ebenfalls zu den Schwierigkeiten der Behördenkommunikation bei.

Was für die nächste Krise wichtig ist

Die Forscher empfehlen aber, Massnahmen zu ergreifen, um die Kommunikationsfähigkeiten der Gesundheitsbehörden für zukünftige Krisen zu stärken. Dazu gehören spezifische Schulungen und eine Aufstockung des Kommunikationspersonals. Sie betonen jedoch, dass dies allein nicht ausreicht. Notwendig sei ein grundlegender Kulturwandel, bei dem alle an der Kommunikationsplanung Beteiligten die zentrale Bedeutung der Kommunikation im Gesundheitsbereich erkennen. Nur durch einen solchen Wandel könne die Wirksamkeit der Gesundheitskommunikation in zukünftigen Krisen sichergestellt werden, so die Studienautoren.

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