ETH und Empa entwickeln Implantat gegen Endometriose

Gleichzeitig dient das Hydrogel-Implantat als Verhütungsmittel.

, 18. Juli 2024 um 13:46
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Unterleibsschmerzen gehören zu den Symptomen einer Endometriose. Bild: Sasun Bughdaryan/Unsplash
Ein Team der ETH Zürich und der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa hat ein Hydrogel-Implantat entwickelt, das der weit verbreiteten Frauenkrankheit Endometriose vorbeugt. Und: Es dient gleichzeitig als Verhütungsmittel.
Das Implantat wird in die Eileiter eingesetzt und verhindert die Entstehung und Ausbreitung von Endometriose, wie die ETH mitteilte. Es kann ohne Operation eingesetzt und entfernt werden.
Bestehend aus einem Hydrogel, misst das Implantat zunächst nur zwei Millimeter und quillt erst beim Kontakt mit Flüssigkeit auf. Es soll den Rückfluss des Menstruationsbluts in die Bauchhöhle verhindern, was vermutlich die Endometriose verursacht. Das Hydrogel wirke wie eine Barriere und lasse weder Spermien noch Blut durch, heisst es weiter.
Ihre Erkenntnisse beschreiben die Forscher in einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift «Advanced Materials» publiziert wurde.
Das Hydrogel-Implantat lasse sich einfach mit einem Instrument zur Gebärmutterspiegelung einsetzen – ohne Operation –, und es lasse sich mit UV-Licht oder einer speziellen Flüssigkeit leicht abbauen. «Es muss nicht operativ entfernt werden, sollte eine Patientin den Eingriff rückgängig machen wollen», erklärt Alexandre Anthis, Erstautor der Studie.
Etwa zehn Prozent aller Frauen leiden an Endometriose. Die Entstehung der Krankheit ist bis heute nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass während der Menstruation Blut durch die Eileiter zurück in die Bauchhöhle fliesst. Dieses Blut enthält Zellen der Gebärmutterschleimhaut, die sich in der Bauchhöhle ansiedeln und Entzündungen, Schmerzen und die Bildung von Narbengewebe verursachen können.
Ob und wann sich das Hydro-Implantat durchsetzen wird, ist offen. Experimente wurden bislang Ex-vivo an menschlichen Eileitern durchgeführt, die beispielsweise wegen eines Eierstockkrebses entfernt worden waren. In einem zweiten Schritt wurde das Implantat einem Schwein eingesetzt. Nach drei Wochen war das Hydrogel-Implantat noch an Ort und Stelle, und es hatte keine Fremdkörperreaktion gegeben.
Unklar ist aber insbesondere, wie sich das Hydrogel-Implantat über längere Zeit im Eileiter verhält, gerade auch bei Aktivitäten wie Sport.
Eine weitere Herausforderung wird sein, zu klären, ob Endometriose im Bauchraum allein durch die Blockade der Eileiter verhindert werden kann. Hierzu wollen die Forschenden klinische Datensätze von Endometriose-Patientinnen analysieren.

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Das Hydrogel-Implantat schwillt auf rund das Doppelte seiner Grösse an, wenn es mit einer Flüssigkeit in Kontakt kommt (Pfeil 1, links) und lässt sich mit UV-Licht oder einer speziellen Lösung (Pfeil 2, rechts) schmerzfrei und unkompliziert auflösen. (Grafik: aus Anthis AHC et al., Advanced Materials, 2024)


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