Kanton Bern will nichts an Notfalldienste der Spitäler zahlen

Die Spitäler sollen sparen – und nicht Geld vom Kanton beziehen. Dieser Meinung ist die Berner Regierung.

, 22. Januar 2025 um 13:35
image
Notfalldienste in Spitälern - wie hier im Spital Thun - müssen von den Krankenkassen bezahlt werden und nicht vom Kanton, findet der Kanton Bern.
Der Kanton Bern erteilt den Wünschen nach mehr Geld für die Spitäler eine klare Absage. Er will weder Notfalldienste noch Spitalseelsorge oder die zunehmende Büroarbeit des Spitalpersonals finanziell unterstützen.
Ursprünglich wollte der Langenthaler SVP-Politiker Martin Lerch von der Regierung wissen, ob sie den defizitären Spitälern im Kanton Bern unter die Arme greifen könne.
Der Regierungsrat bezog eine klare Stellung:
Die Kosten des Betriebs einer Notfallstation müssen die Krankenkassen im Rahmen der Tarife finanzieren – und nicht der Kanton. Sind die Tarife zu tief, müssten die Spitäler sich mit den Kassen einigen.
Der Kanton zahle nur zusätzliche Leistungen, die über den Grundversorgungskatalog hinausgehen und entsprechend nicht über den Tarif finanziert werden dürfen.
So beteilige sich der Kanton mit 50'000 statt mit 15'000 Franken pro Jahr und Vollzeitstelle an Weiterbildungen in unterversorgten ärztlichen Fachrichtungen. Dieser Beitrag soll nächstes Jahr sogar auf 65'000 Franken erhöht werden.
Ausserdem will der Regierungsrat nächstes Jahr die jährlichen Abgeltungen für die defizitären ambulanten Leistungen in den beiden Kinderkliniken um 10 Millionen auf 14,5 Millionen Franken erhöhen.

So sollen die Spitäler sparen

Der Kanton findet, dass er genug Geld an die Spitäler zahle. Nun müssten auch sie einen Beitrag leisten und sparen:
  • Die Spitäler sollen ihr Angebot aufeinander abstimmen, sich stärker koordinieren und vermehrt Kooperationen eingehen.
  • Sie sollen mit Ambulantisierung und Digitalisierung das Geld ohne Qualitätseinbusse effizienter einsetzen.
  • Mit dem Once-only-Prinzip soll der administrative Aufwand der Spitäler schweizweit reduziert werden, indem Daten nicht mehrfach, sondern nur einmal erhoben werden müssen. So könne die Effizienz des Verwaltungsapparates gesteigert werden.
  • Telemedizin könne insbesondere in ländlichen Gebieten dazu beitragen, dass die medizinische Beratung, Diagnosen oder Nachsorge effizienter und kostengünstiger angeboten werden können.
  • Dank des elektronischen Patientendossiers könnten die Spitäler schneller und sparsamer zusammenarbeiten.
  • politik
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Cédric Wermuth macht Spital Zofingen zum Bundes-Thema

Das Spital als «reines Renditeobjekt»? Privatisierung der Grundversorgung? Der Co-Präsident der SP verlangt Antworten vom Bundesrat.

image

Zusatzversicherungen: SVV warnt vor Leistungskürzungen

Bis Ende 2024 dürften drei Viertel der Zusatzversicherungsverträge den neuen Transparenzanforderungen genügen. In der Genferseeregion bleibt der Weg steinig.

image

Wallis: Kein Geld fürs Gesundheitspersonal

Der Kanton Wallis muss sparen - deshalb soll es keinen Teuerungsausgleich fürs Gesundheitspersonal geben. Dagegen formiert sich Widerstand.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Koordinierte Netzwerke stärken statt verstaatlichen

Es braucht keinen neuen Leistungserbringer «koordinierte Versorgung». Zuerst sollten wir die bereits beschlossenen Kostendämpfungs-Massnahmen wirken lassen.

image

BAB: Natalie Rickli zieht die Reissleine

Die Zürcher Amt für Gesundheit plante, für das Spitex-Pflegepersonal breitgefächert Berufsausübungs-Bewilligungen zu verlangen. Nun ist der Vorgang sistiert.

image

Atomkraftwerk-Betreiber müssen Jodtabletten zahlen

Der Bundesrat will AKW-Betreiber per Gesetz zur Verteilung von Jodtabletten verpflichten.

Vom gleichen Autor

image

Spitalzentrum Biel: Mehr Lohn und zwei Frei-Tage

Das SZB zeigt sich spendabel: Es erhöhe die Löhne mehr als alle anderen Spitäler und Kliniken im Kanton Bern, rühmt es sich.

image

Intensivpflegekräfte: Derzeit zu wenig Bedarf am Unispital Basel

In Basel gibt es überraschenderweise einen Überschuss an Fachkräften. Das USB hat tatsächlich zu viel Personal für die Intensivpflege.

image

Herzpatienten frieren - Insel bietet Decken und Tee

Die Zugluft im neuen Hauptgebäude des Inselspitals ist so kalt, dass die Patienten Decken brauchen.