Medienberichten zufolge sind Antikörpertests stark gefragt; seit dem 16. November erhalten Personen mit positivem Antikörperbluttest ein Covid-Zertifikat. Dieses ist drei Monate und nur in der Schweiz gültig.
Welche Richtlinien gelten?
Welche Grenzwerte legen die Labore nun fest, um Antikörper gegen Sars-CoV-2 nachweisen zu können? Das wollte die Redaktion von der Medics Labor AG (Bern), der Labor Team W AG (Goldach SG) und der Synlab Suisse SA wissen.
«Der Grenzwert in unserem Labor ergibt sich aus dem verwendeten Testsystem», schreibt Susanne Zwiker, die Kommunikationsverantwortliche von Labor Team W. Labore würden mit unterschiedlichen Testsystemen messen, die wiederum unterschiedliche Referenzbereiche aufweisen würden. Deshalb könnten Antikörper-Grenzwerte nicht einheitlich festgelegt werden, erläutert Zwiker.
Die SGM empfehle jedoch, wann ein Antikörpertest, bezogen auf das individuelle Testsystem, als positiv gelten soll. «In der SGM-Empfehlung geht es nicht um einen generellen, für alle Testsysteme anwendbaren Cut-off-Wert für die Beurteilung von Sars-CoV-2-Antikörpertests, sondern um die technische Interpretation der Werte eines individuellen Testsystems», schreibt die Kommunikationsverantwortliche von Labor Team W.
In den
Empfehlungen der SGM und der CCCM ist denn auch Folgendes zu lesen:
Schwellenwert für positive Serologie: Wir empfehlen, den Cut-off-Wert des Herstellers für die Positivität zu verwenden und die dreifache Standardabweichung der technischen Replikate (...). Immer noch Gegenstand aktueller Forschung
Auch bei Synlab und bei Medics Labor ist man sich einig: Es gilt der Grenzwert des Testherstellers. Pedro Medina Escobar, Abteilungsleiter der Hämatologie bei Medics Labor, führt aus: «In unserem Labor kommt der Referenzwert des Testherstellers zum Einsatz, d.h. sobald ein Resultat positiv ist ( >1.0 BAU/ml) wird ein Zertifikat ausgestellt.»
Escobar ist der Ansicht, dass die Antikörper-Grenzwerte aufgrund der mangelhaften Datenlage nicht einheitlich festgelegt werden. Dabei gäbe es doch Erfahrungsgrenzwerte – vor allem aus Unispitälern, merkt er an.
Zur Erinnerung: Das BAG teilte vor rund zwei Wochen auf Anfrage mit, dass es Gegenstand aktueller Forschung sei, ein quantitatives Antikörper-Schutzkorrelat (Antikörper-Titer) zu ermitteln; bisher gäbe es international keine Festlegung.
So viel kostet ein Antikörpertest
Die Kosten für die Blutentnahme, die Labordiagnostik und für den Bericht belaufen sich bei den drei gennanten Laboren auf 49 bis 55 Franken; die Kosten werden nicht vom Bund übernommen, müssen also selbst getragen werden.
Wer den Antikörpertest in einer Apotheke machen lässt, muss Recherchen zufolge mit deutlich höheren Kosten rechnen. In der Passage Apotheke in Frauenfeld etwa kostet ein kapillärer Antikörpertest 96 Franken. «Unser Preis deckt die Kosten für den externen Laborauftrag und unseren Dienstleistungsaufwand fürs Personal und für die Infrastruktur. Er ist diesbezüglich fair und entspricht dem Marktwert», findet Stefan Ullmann, eidgenössisch diplomierter Apotheker und Geschäftsführer der Passage Apotheke AG.
Andrang sei gross
Sind die Antikörpertests wirklich so gefragt, wie viele Medien berichten? «Ja, die Nachfrage ist sehr gross, wir haben mehrere hundert Anfragen pro Tag», antwortet Escobar von Medics Labor in Bern. Auch Synlab und das Labor Team W erhalten viele Anfragen von Personen, die ihr Blut auf neutralisierende Antikörper untersuchen möchten.
Auch der Geschäftsführer von der Passage Apotheke AG schreibt: «Seit dem 16. November haben wir täglich rund 70 Blutentnahmen ohne Voranmeldung durchgeführt.» Die Passage Apotheke würde diese Dienstleistung aber leider unterbrechen müssen, da der Lieferant aufgrund der schweizweit hohen Nachfrage die entsprechenden Blutentnahmeröhrchen wohl erst in der kommenden Woche wieder liefern könne.