Die kleine
Studie des Lausanner Universitätsspitals CHUV erregte zu Jahresbeginn international Aufsehen: Sie besagte, dass die Assistenzärzte dreimal mehr Zeit vor dem Computer verbringen als bei den Patienten.
Jetzt geht auch ein Deutschschweizer Spital der Frage nach, wie sich der Arbeitsalltag seiner Assistenzärzte aufteilt: Im Kantonsspital Baden folgten spezielle Beobachter den jungen Medizinern «von morgens früh bis abends spät auf Schritt und Tritt», erklärte Studienleiter Simon Frey auf Radio SRF. Dabei wurden die Tätigkeiten auf die Sekunde genau registriert.
Heraus kam, dass die Assistenzärzte in Baden nur gerade 90 Minuten pro Tag am Patientenbett verbringen; ansonsten beschäftigen sie sich beispielsweise damit, Röntgenbilder anzufordern, Briefe an weiterbehandelnde Ärzte zu verfassen, Akten nachzuführen oder Informationen zu beschaffen.
Die Werte ähneln jenen aus dem CHUV. Dort fanden die Zeit-Forscher heraus, dass die Assistenzärzte im Schnitt 1,7 Stunden (also rund 100 Minuten) bei den Patienten verbringen. 5,2 Stunden sitzen sie dagegen an elektronischen Geräten wie Computer oder Tablet.
Konkret verteilten sich die in Lausanne erfassten Tätigkeiten wie folgt:
- Patient (indirekt): 52 Prozent. Patientenakten dokumentieren, mit anderen Ärzten zusammenarbeiten, Informationssuche.
- Patient (direkt): 28 Prozent – klinische Untersuchung und medizinische Handlungen.
- Ausbildung, Training, akademische Forschung: 6 Prozent
- Kommunikation mit Patienten und Angehörigen: 2 Prozent
- Andere Tätigkeiten: 12 Prozent (etwa Verschiebung von Patient zu Patient)
Die zwei Aufgaben, die mehr als eine Stunde Zeit benötigten, waren Erfassungen in den elektronischen Patientendossiers und die tägliche Patientenvisite. Zudem ging aus der Time-and-Motion-Studie am CHUV hervor, dass die teilnehmenden Ärzte pro Tag rund 1,6 Stunden länger arbeiteten als geplant.
Was tun? Auch in Baden deutete Simon Frey an, dass eine Lösung in der Verteilung der Arbeit liegt: Die Ärzte verbringen Zeit für Aufgaben in der Administration und Informationsbeschaffung, die sich wohl delegieren liessen, so der Projektleiter auf Radio SRF.