«Ob ein Spital einen Gewinn oder einen Verlust ausweisen kann beziehungsweise muss, hängt für nicht wenige Spitäler von der Anzahl der halbprivat oder privat versicherten Patienten ab.» Das schreibt Patrick Hasenböhler von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) in seiner eben erst veröffentlichten Analyse
«Schweizer Spitäler». Medinside berichtete
hier über die Studie.
Für Spitäler ist es daher eine schlechte Nachricht, dass der Anteil insgesamt im Abnehmen begriffen ist. Basierend auf Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist der Anteil der halbprivat und privat versicherten Personen zwischen 2011 und 2020 von 23,5 auf 20,8 Prozent zurückgegangen.
Verhängnisvolle Entwicklung
«Diese Entwicklung, die für die Rentabilität der Spitäler von Nachteil ist, dürfte sich wohl fortsetzen», schreibt Hasenböhler. Zum einen sei dieser Trend mit den steigenden Krankenkassenprämien zu erklären.
Zum anderen aber auch, weil in den Medien das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Zusatzversicherungen vermehrt in Frage gestellt würde. «Zudem werden heute die grundversicherten Patienten vermehrt ebenfalls in Einbett- oder Zweibettzimmern untergebracht, womit ein Vorteil der Zusatzversicherten verloren geht.»
Exklusive Küche
Für Hasenböhler ist es daher nicht verwunderlich, dass Spitäler alles daransetzten, den schrumpfenden Anteil der zusatzversicherten Patienten als Kunden zu gewinnen. Sie täten dies, indem sie vermehrt auf eine Luxusausstattung der Patientenzimmer und auf eine exklusive Küche setzten.
«Dabei entsteht zumindest tendenziell ein Wettrüsten, das wiederum zu höheren Prämien für die halbprivat und privat versicherten Patienten führt», schreibt der ZKB-Analyst weiter. Das Wettrüsten führe aber auch zu höheren Tarifen für die selbstzahlenden Patienten, die vor allem aus dem Ausland stammten.
Die höheren Prämien könnten laut ZKB wiederum dazu führen, dass die Zahl der zusatzversicherten Patienten abnimmt. Im schlechteren Fall führe das Buhlen um die privat versicherten Patienten und die damit verbundenen zusätzlichen Kosten dazu, dass auch die halbprivat und privat versicherten Patienten für die Spitäler insgesamt finanziell weniger lukrativ würden.
Ungefähr jeder Fünfte ist zusatzversichert
In den meisten Spitälern liegt der Anteil der Zusatzversicherten bei rund 20 Prozent. Unterdurchschnittlich wenige hat es im Regionalspital Emmental; überdurchschnittlich viele in den Kliniken der Hirslanden-Gruppe (siehe Tabelle unten).
Hirslanden weist denn auch regelmässig für Schweizer Spitalverhältnisse traumhafte Renditen aus. Vor Ausbruch der Pandemie erzielte die von der südafrikanischen Mediclinic International kontrollierte Spitalgruppe Ebitda-Margen von über 16 Prozent. Solche Werte bestätigen die Einschätzung der ZKB, dass der Anteil zusatzversicherter Patientinnen und Patienten für die Profitabilität eines Spitals von grosser Bedeutung ist.