Corona: Zahl der Adipositas-Patienten nimmt deutlich zu

Das Zürcher Unispital verzeichnet seit der Pandemie mehr übergewichtige Patientinnen und Patienten. Dies stellt der Leiter des Adipositas-Zentrums am Universitätsspital fest.

, 29. Juni 2021 um 13:24
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Home Office, Bewegungsmangel und Nascherei oder Angststress während der Pandemie hat bei einigen Menschen zu mehr Kilos geführt. Inzwischen liegen mehrere Studien aus mehreren Ländern zu den Zusammenhängen von Corona und Übergewicht vor. 
Für bereits übergewichtige Menschen ist die Pandemie zudem der letzte Zwick an der Geissel, der ihr ohnehin labiles System endgültig zum Einstürzen bringt, wie Philipp Gerber sagt, Endokrinologe am Universitätsspital Zürich (USZ).

Gewichtsprobleme nicht mehr im Griff

«Immer mehr unserer übergewichtigen Patientinnen und Patienten klagten, sie hätten Mühe, ihren Tagesrhythmus zu finden, sich fit zu halten, die mühsam erarbeitete Diät durchzuziehen», sagt der Leiter des Adipositas-Zentrums am USZ.
Und: «Wir sahen Tag für Tag Patientinnen und Patienten, die ihr Gewichtsproblem trotz therapeutischen Massnahmen nicht mehr richtig in den Griff bekamen», ergänzt Gerber.

Was Patienten am meisten belastet

Mit Beginn der Pandemie haben die Patientenzahlen am Adipositas-Zentrum des USZ deutlich zugenommen, sagt der Arzt an der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung in einem Beitrag auf der Webseite der Universität Zürich. Dazu gehörten vermehrt auch Fälle von Adipositas im zweiten (BMI > 35) und dritten Grad (BMI > 40). 
«Einige meiner Patientinnen und Patienten geben offen zu, dass Home Office, die erschwerte Situation mit der Familie zuhause, die Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Pandemie, die existenzielle Angst und der Mangel an sozialen Kontakten sie sehr stark belasten», sagt Gerber. Zum Stress hinzu komme der Bewegungsmangel.

Adipositas-Patienten sind auch Hochrisiko-Patienten

Für Philipp Gerber sind Übergewicht und Corona gewissermas­sen zwei Pandemien, die sich gegenseitig hochschaukeln. Das mache ihm ernsthaft Sorgen. «Denn so, wie unsere Massnahmen gegen Covid-19 Übergewicht fördern, fördert Übergewicht die Gefährlichkeit des Virus.» Anders ausgedrückt: Je höher der Body-Mass-Index, desto grösser das Risiko eines schweren Corona-Verlaufs.
Über vierzig Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer gelten aus medizinischer Sicht als übergewichtig (BMI >25), zehn bis zwölf Prozent gar als adipös (BMI >30). Menschen mit einem zu hohem Körpergewicht riskieren damit verbundenen Folgeerscheinungen wie etwa Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen.  
7 Tipps
Um trotz Home Office das Gewicht unter Kontrolle zu halten, empfiehlt Endokrinologe Philipp Gerber:
  • Einen sinnvollen Essensrhythmus einhalten, also zwei bis drei Mahlzeiten zu immer denselben Tageszeiten zu sich nehmen.
  • Zwischen den Mahlzeiten den Kühlschrank geschlossen halten, auf Snacks verzichten und keine gesüssten Getränke trinken.
  • Sich ausgewogen ernähren, beispiels­weise mediterran mit Gemüse, Hülsen- und anderen Früchten, Vollkornprodukten, hellem Fleisch oder Fisch, hochwertigen Ölen und mässig vielen Milchprodukten.
  • Den Konsum von Kohlenhydraten reduzieren, das heisst unter anderem weniger Spaghetti, Nudeln, Reis und Brot essen.
  • Auch auf die soziale Gesundheit achten, das heisst wahrnehmen, was einem wirklich fehlt – etwa jemanden anrufen, um kurz zu plaudern, statt sich hinter den Kühlschrank zu machen.
  • Schlechte Verhaltensmuster nicht ab­würgen, sondern ersetzen, sich also eine Praline nicht einfach verbieten, sondern statt der Praline beispielsweise die Sonne auf dem Balkon geniessen.
  • Das Fitnessprogramm auf dem Hometrainer oder auf dem Vita Parcours fest in den Tagesablauf einbauen und es genauso ernst nehmen wie den nächsten Zoom-Termin mit den Vorgesetzten.
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