Was führt die fünf Unikliniken dazu, gemeinsam eine Medieninformation durchzuführen? Sicher einmal das Bedürfnis, ihre Sonderstellung zu unterstreichen. Dies scheint vor dem Hintergrund der laufenden Diskussionen über die Unterfinanzierung, der angedrohten Senkung der Basisrate sowie dem umstrittenen Ärztetarif Tardoc nötiger denn je.
Doch hauptsächlich ziehen die vier Vertreter und die eine Vertreterin Bilanz zur Pandemie. «Die gemeinsamen Herausforderungen der letzten zweieinhalb Jahre habe den Zusammenhalt der Universitätsspitäler weiter gestärkt», erklärte Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der Berner Insel Gruppe.
Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der Berner Insel Gruppe. | Bild: cch
Jocham nennt dazu Zahlen: 47 Meetings hätten die CEO zwischen Februar 2020 und Mai 2022 abgehalten. Weitere 67 Sitzungen gab es mit den kantonalen Krisenstäben. Doch ohne Anerkennung ihrer besonderen Leistungen mittels finanzieller Unterstützung durch die Kantone sei ein normaler, post-pandemischer Weiterbetrieb nicht möglich.
Und ja: «Wir sind noch nicht am Ende», meint Jocham, was mit der Maskentragpflicht während der Medienkonferenz auch ersichtlich war.
Werner Kübler, Direktor Unispitals Basel (USB). | Bild: cch
Wenig überraschend hinterlässt die Pandemie betriebswirtschaftliche Spuren, nicht nur bei den Unispitälern, aber dort besonders, erklärt Werner Kübler, Direktor des Unispitals Basel (USB). Mit 41,5 Prozent aller behandelten Covid-Fälle trugen sie die Hauptlast.
Für alle fünf Unispitäler zusammen betrug der Covid-spezifische Mehraufwand 352 Millionen und der Ertragsausfall im stationären Bereich 250 Millionen Franken. Daraus resultiert 2000 und 2001 kumuliert einen Betriebsverlust von 621 Millionen Franken. «Nur dank der Beiträge der Standortkantone von 541 Millionen Franken konnten diese Verluste ausgeglichen werden,» sagte Kübler. Verbleibt also für die fünf Universitätsspitäler immer noch ein kumulierter Verlust von 80 Millionen Franken.
Katja Bruni, Stellvertretende CEO und Direktorin Pflege des Unispitals Zürich (USZ). | Bild: cch
An Katja Bruni, Stellvertretende CEO und Direktorin Pflege des Unispitals Zürich (USZ) oblag es, die vielschichtige Belastung des Pflegepersonals zu betonen, was den wenigstens neu sein dürfte. Was neben der bekannten enormen Arbeitsbelastung vielleicht etwas unterging, ist der Faktor Angst vor der Ansteckung, von der die Pflegenden nicht gefeit seien.
Schwierig seien auch die Triagen gewesen - auch das dürften nicht alle verstanden habe. Eine Triage unter Covid-Patienten hat es zwar laut Bruni nicht gegeben, aber eine Triage unter Patientinnen und Patienten, deren Behandlungen und operativen Eingriffe verschoben werden mussten. «Das waren mitunter ganz schwierige Entscheide», sagte Katja Bruni.
Philippe Eckert, Generaldirektor am Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV). | Bild: cch
Philippe Eckert ist Generaldirektor am Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV). Er findet, die unentbehrliche Sonderstellung und der Service Public der Unispitäler werde auf eidgenössischer Ebene zu wenig anerkannt. «Sie erbringen Vorhalteleistungen für unvorhergesehene Ereignisse. Dazu gehört das Rund-um-die-Uhr-Bereitstellen der spezifischen Infrastruktur und des entsprechenden Fachpersonals für die Notfallmedizin, die Intensivmedizin sowie die (hoch-)spezialisierte Medizin.»
Diese «unverzichtbaren Vorhalteleistungen» sind jedoch laut Eckert finanziell ungenügend abgegolten. Zu allem Übel kommt noch dazu, dass die Krankenversicherer die Baserate für Unispitäler senken wollen. Eckert verwahrt sich gegen nationale Kostenvergleiche zwischen Geburtshäusern, Regional- und Universitätsspitälern. Gerechte Kostenvergleiche könnten nur unter den Unispitälern gemacht werden.
Bertrand Levrat, Generaldirektor der Hopitaux Universitaires de Genève (HUG). | Bild: cch
Zurück zur Pandemie: Bertrand Levrat ist Generaldirektor der Hopitaux Universitaires de Genève (HUG). Er und alle Mitstreiter sahen sich wie ein Marathonläufer, dem am Ende des Rennens erklärt wurde, er müsse jetzt noch gleich auf den Mont Blanc klettern. Nur um dann nach dem Abstieg zu erfahren, dass er jetzt noch den Mount Everest zu bezwingen habe.