Covid: Frühere Erkältungen könnten Immunantwort beeinflussen

Helfen Erkältungen im Kindesalter dem Körper, auf Covid zu reagieren? Diese Frage stellten sich zahlreiche Forscher. Denn: Die Immunprägung schützt manche Menschen vor der Grippe.

, 22. November 2021 um 09:18
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Manche Menschen sind der saisonalen Grippe besser gefeit als andere. Dies vor allem dann, wenn der Stamm des Influenzavirus dem ersten ähnelt, dem sie in der Kindheit begegnet sind. Dieses Phänomen wird evokativ laut dem Fachmagazin Nature als «ursprüngliche antigene Sünde» (original antigenic sin) oder kurz als OAS* bezeichnet. Nun soll es immer mehr Hinweise darauf geben, dass die Immunantwort der Menschen auf Covid-19 durch frühere Infektionen mit Erkältungsviren in ähnlicher Weise beeinflusst werden könnte.
Der Effekt könnte laut «Nature» Auswirkungen auf die Entwicklung zukünftiger Covid-19-Impfstoffe haben. Ob dieser Effekt Immunreaktionen auf Coronaviren unterstützt, sei jedoch noch unklar. «Die Debatte polarisiert im Moment ziemlich» , wird Craig Thompson, Virologe an der Universität Oxford (Grossbritannien) zitiert.
Nun soll es immer mehr Hinweise darauf geben, dass die Exposition gegenüber anderen Coronaviren - einschliesslich solcher, die Erkältungen und andere Atemwegserkrankungen verursachen - eine Rolle bei der Immunantwort auf das Sars-CoV-2-Virus spielt. 
«Ähnlich wie bei der Grippe sind die meisten von uns im Alter von fünf oder sechs Jahren mit diesen häufigen Coronaviren infiziert», sagt Scott Hensley, Mikrobiologe an der University of Pennsylvania in Philadelphia, gegenüber dem Fachmagazin. Seine Gruppe entdeckte, dass Blutserumproben, die vor der Pandemie von Menschen entnommen wurden, Antikörper gegen ein Erkältungsvirus namens OC43 enthielten, das an das SARS-Cov-2-Spike-Protein binden könnte.
Anhand von Proben, die vor und nach der Sars-CoV-2-Infektion entnommen wurden, konnten Hensley und seine Kollegen zeigen, dass eine Infektion mit Sars-CoV-2 die Produktion von OC43-bindenden Antikörpern erhöhte. 
Ihre im April veröffentlichte Studie ergab, dass diese Antikörper an die S2-Untereinheit des Sars-CoV-2-Spike-Proteins gebunden sind, das eine ähnliche Struktur wie OC43 hat. Aber die OC43-Antikörper binden nicht an die S1-Region der Sars-CoV-2-Spitze und konnten das Eindringen des Virus in die Zellen nicht stoppen. In einigen Fällen ist bekannt, dass sich die Prägung positiv auf die Immunität auswirkt. 

Zum vollständigen Artikel geht es hier. 

*OAS - auch Immunprägung genannt - wurde erstmals 1960 vom US-Epidemiologen Thomas Francis Jr. charakterisiert. Er stellte fest, dass das Immunsystem dauerhaft darauf programmiert zu sein schien, Antikörper gegen den ersten Stamm eines Grippevirus zu produzieren, dem es begegnete. Immunzellen reaktivieren sich, wenn der Körper mit einem Grippevirus infiziert ist, das Regionen mit diesem ersten Stamm teilt.
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