«Die Spitex hat in dieser Pandemie eine neue Rolle bekommen»

Die Chefin Marianne Pfister über den Alltag der 40'000 Mitarbeiter und die Forderungen an den Bund betreffend Covid-Impfung und -Tests.

, 26. Januar 2021 um 17:06
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Sie entlasten die Spitäler und sind täglich in engem Kontakt mit Covid-Patienten sowie gefährdeten Personen. Zugang zur Impfung haben die rund 40'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis jetzt aber noch nicht. 
Dies stösst bei der Spitex auf Unverständnis. «Die Kategorisierung des Bundes sollte unabhängig von der Institution und der Branche erfolgen», gibt Marianne Pfister, Geschäftsführerin der Spitex Schweiz, zu denken. Das Kriterium für den Zugang zur Covid-Impfung müsse der tägliche nahe Kontakt zu Covid-Patienten und besonders gefährdeten Personen sein. 
Ein weiteres Bedürfnis der Spitex ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rasch und unentgeltlich getestet werden können.  Gespräche hinsichtlich der Forderungen für einen raschen Zugang zur Impfung und zu den Tests wurden indes mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) geführt – der Entscheid steht noch aus und wird in Kürze erwartet.
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Marianne Pfister, Geschäftsführerin der Spitex Schweiz.

Spitex entlastet Spitäler

«Die Spitex hat in der Corona-Pandemie zusätzliche Aufgaben übernommen», sagt Pfister. 1. Die Prävention: Das Personal unterstütze dabei, dass die Hygiene-Massnahmen des Bundes eingehalten werden. «Viele Klienten gehören zu den Risikogruppen – dass sie die Massnahmen richtig anwenden, ist enorm wichtig für die Eindämmung der Pandemie.» 
2. Pflege und Betreuung: «Wir entlasten die Spitäler, indem Covid-kranke Patientinnen und Patienten sowie Risikopersonen zu Hause gepflegt und betreut werden. In vielen Kantonen sorgen wir auch für die Rehabilitation zu Hause; oftmals sind diese Menschen sehr schwach und erschöpft.» Bei einer prekären Situation im Spital komme es oft zu Frühentlastungen – auch hier, springe die Spitex ein.
Während der zweiten Welle ist die Anzahl der Aufträge gestiegen. Das Problem: «In dieser zweiten Welle kommt es zu Personalengpässen aufgrund von Erkrankungen oder wegen der Einhaltung einer notwendigen Quarantäne. Das kann zu Überlastungen des eingesetzten Personals führen.»

Ansteckungen durch Personal selten

Ob die ältere Kundschaft aufgrund der Pandemie wegsterbe, darüber konnte Pfister keine Angaben machen. Und: Wie der Redaktion bekannt ist, kam es im Kanton Aargau bei Spitex-Kunden zu Ansteckungen durch das Personal. «Unsere Mitarbeiter sind sich gewohnt, die Schutzmassnahmen anzuwenden. Das ist unser Alltag – auch bei einer Grippewelle.» Man tue alles, damit eine solche Übertragung nicht stattfinde. Es komme sehr selten zu Ansteckungen durch das Personal.
Pfister hofft nun auf einen positiven Bescheid des BAG. «Testen ist ein gute Massnahme, die nicht am Geld scheitern sollte.»

Update:

Am 3. Februar 2021 hat der Bundesrat den Kreis der Personen ausgedehnt, die sich in der Schweiz kostenlos gegen das Coronavirus impfen lassen können. Der Bund übernimmt die Kosten für die Impfung neu auch für Personen, die in der Schweiz leben, aber nicht obligatorisch krankenversichert sind, etwa Diplomatinnen und Diplomaten. Ebenfalls kostenlos ist die Impfung für Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die nicht in der Schweiz versichert sind und in Schweizer Gesundheitseinrichtungen arbeiten.

40'000 Mitarbeiter pflegen über 312'000 Klienten

Spitex Schweiz ist der nationale Dachverband von 24 Kantonalverbänden, denen die Spitex-Organisationen angeschlossen sind. Insgesamt gibt es in der Schweiz rund 500 Nonprofit-Spitex-Organisationen (gemeinnützig und mit Versorgungspflicht).
Fast 40’000 Mitarbeitende pflegen und betreuen jährlich über 312'000 Klientinnen und Klienten, damit diese weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung leben können. 79% aller Spitex-Klientinnen und -Klienten werden durch die Nonprofit-Spitex versorgt.
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