Für die Einführung des elektronischen Patientendossiers im kommenden Jahr wird eine ärzteeigene E-Health-Plattform geschaffen. Hinter dem Projekt steht die
Health Info Net AG – also HIN, das Informatik-Rückgrat der Praxisärzte im Mehrheitsbesitz der FMH. Ein weiterer Partner ist die
Ärztekasse, ebenfalls eine standeseigene Organisation.
Das neu gegründete Unternehmen AD Swiss stellt eine neue Basis-Austauschinfrastruktur für Ärzte, Pflegende und Therapeuten bereit. Alle Gesundheitsfachleute mit einer HIN-Adresse sollen dereinst Zugang zur E-Health-Dossier-Austauschplattform von AD Swiss erhalten.
Tore öffnen, Schwellen senken
Auf der einen Seite stellt sich AD Swiss damit in Konkurrenz zur Swisscom sowie zur Post, die mit «Evita» respektive «Vivates» eigene Austausch-Plattformen für den Gesundheitsbereich entwickelt haben und lancieren werden. Auf der anderen Seite entsteht hier aber auch eine Ergänzung: Denn AD Swiss richtet sich auch an die niedergelassenen Gesundheitsfachpersonen, und die stehen bei den anderen Grossprojekten nicht im Zentrum. Vor allem sind sie gar nicht gesetzlich verpflichtet, sich so genannten Gemeinschaften anzuschliessen und von dort auf Patientendossiers zuzugreifen.
Hier will das neue Projekt Türen öffnen oder Schwellen senken: «Wir schaffen eine Infrastruktur, damit auch die kleineren Leistungserbringer ihre Daten bereitstellen können», sagt HIN-Geschäftsführer Christian Greuter.
Und gerade hier hat das Team hinter AD Swiss quasi einen Heimvorteil: Bekanntlich besitzen fast 90 Prozent der Hausärzte einen Anschluss an die HIN-Welt – und auf der anderen Seite ist die Ärztekasse nicht nur führender Abrechnungs-Dienstleister, sondern auch grösster Praxissoftware-Anbieter im Land.
«Die Interessen der Gesundheitsfachpersonen gewahrt»
«Effiziente koordinierte Versorgung setzt ein hohes Mass an Vernetzung der beteiligten Gesundheitsfachpersonen voraus», so die Erklärung für die Lancierung von AD Swiss. Man leiste einen Beitrag zur Vernetzung der etablierten und verankerten Primärsysteme, wobei die neue Plattform sowohl die ungerichtete Datenablage als auch den gerichteten Datenaustausch ermöglichen wird.
«Als standeseigener Anbieter werden die Interessen der Gesundheitsfachpersonen bewahrt», schreibt HIN in der Ankündigung des Projekts – und erinnert so daran, dass das Projekt AD Swiss einen gewissen «Heimvorteil» in der Branche geniesst. Zu diesem Heimvorteil gehört eben auch, dass sich neue Plattform auf die HIN-Basis sowie die bereits etablierten Praxissoftware-Lösungen abstützen kann: «Als offene Plattform stellt AD Swiss hierfür den komplexen und ressourcenintensiven Betrieb sicher.»